(Foto: Sven Kuczera Photography)

Rackelos landen Überraschungscoup – Siebener-Rotation schockt Rhöndorf

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Sensationeller Auswärtstriumph für die Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Beim bis dahin zu Hause ungeschlagenen Tabellenzweiten aus Rhöndorf glückte am Samstagabend ein 76:71-Sieg. Dabei mussten die Mittelhessen gleich auf mehrere Stammkräfte verzichten, die leicht zeitversetzt im 387 Kilometer entfernten Braunschweig in der Bundesliga gefordert waren. Der auf Johannes Lischka, Marian Schick, Alen Pjanic, Leon Vrkas und die NBBL-Doppellizenzspieler Tim Uhlemann, Tim Kordyaka und Daniel Thurau zusammengedampfte Kader lief dabei vor den rund 1.000 Zuschauern im DragonDome über weite Strecken einem Rückstand hinterher. „Wir haben uns aber nie abschütteln lassen, Rhöndorf damit verunsichert und so die Grundlage für unser Comeback im letzten Viertel gelegt“, so Rolf Scholz heiser gecoacht direkt nach dem Spiel. „Keiner im Team hat noch eine normale Stimme“, ergänzt Co-Trainer Lutz Mandler: „Dafür haben wir uns viel zu sehr gegenseitig angefeuert und heiß gemacht. Anders wäre dieser Kraftakt nicht möglich gewesen.“ Das Spiel kann jederzeit und kostenlos auf den Seiten von Sportdeutschland.tv angesehen werden.

Durch die angespannte Personalsituation im Bundesligakader der 46ers konnte man sich an diesem Spieltag nur schwer des Eindrucks erwehren, dass zwei getrennte Gesandtschaften der Rackelos für Gießen um Punkte kämpften. Während Bjarne Kraushaar (8 Punkte), Jeril Taylor (8 Punkte, 8 Rebounds), Nick Hornsby (2 Punkte) sowie Anthony Okao und Leon Okpara Anteil am 96:85 gegen die Braunschweiger Löwen hatten, war es Kapitän Johannes Lischka, der an der Freiwurflinie die ersten Punkte für die Rackelos besorgte (2:10, 5:28 Minuten). Die Dragons waren zuvor ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und mit mehr Elan in die Partie gestartet. Lischka traf kurz darauf zwar erstmals aus dem Feld für die 46ers. Viktor Frankl-Maus brachte die Gastgeber im Gegenzug aber per Dreier wieder auf 15:4 in Front.

Bedingt durch die verkürzte Rotation verschanzten sich die Gießener nun jedoch in einer Zonenverteidigung, die Rhöndorf wiederholt zu schweren Würfen aus der Distanz zwang. Am Ende sollte der Traditionsclub nur vier seiner insgesamt 31 Versuche von Downtown versenken (13%), während (mit Ausnahme Lischkas) alle eingesetzten Rackelo-Akteure mindestens einmal von jenseits des Perimeters trafen (8 von 19, 42%). Im ersten Viertel waren es jedoch vor allem hart erarbeitete Freiwurfpunkte, die dafür sorgten, dass der Abstand nicht zu groß wurde: Acht Zähler von der Straflinie trugen zum 12:17 nach den ersten zehn Minuten bei.

Ein Block Uhlemanns leitete zu Beginn des zweiten Spielabschnitts Fastbreakzähler Lischkas ein. Danach waren es jedoch die Drachen, die angeführt von Kameron Taylor und Viktor Frankl-Maus einen 8:0-Run aufs Parkett legten. Der im Trikot von John Bryant spielende Schick unterbrach den Lauf schließlich mit einem Dreier nach Zuspiel Pjanics (17:27, 4:48 Minuten). Wenig später war es ebenfalls Schick, der sich am Korb durchsetzte und trotz eines Fouls die Murmel durch den Ring hievte. Auch der fällige Bonusfreiwurf fand sein Ziel. Uhlemann aus der Mittel- und Thurau aus der Dreipunktdistanz ließen den Vorsprung weiter schmelzen (25:31, 1:45 Minuten). Nach einer schönen Ballbewegung spielte erneut Thurau den entscheidenden Pass und bediente so Schick, der seinen zweiten Dreier versenkte. Ein Jumper Taylors mit der Schlusssirene bedeutete den 38:30-Pausenstand.

Nach dem Seitenwechsel war Rhöndorf sichtlich bemüht, die Gießener Zone anstelle von Dreipunkteversuchen durch Fastbreaks zu knacken. Dies gelang durch Treffer von Frankl-Maus, Thomas Michel und Taylor, weshalb sich die Rackelos beim Stand von 34:44 mit einem zweistelligen Rückstand konfrontiert sahen. Vor allem Schick und Lischka schulterten inside nun viel Verantwortung, scorten in Brettnähe und schafften Platz für Distanzschützen. Lischka bediente so etwa den frei lauernden Vrkas, der Gießen per Dreier zurück in Schlagdistanz brachte (47:49, 3:46 Minuten). In dieser Phase mussten die Mittelhessen aber der verkürzten Rotation Tribut zollen, wirkten müder als ihr Gegner und kassierten so einen 8:3-Lauf, der Rhöndorf vor dem letzten Viertel wieder auf 56:50 in Front brachte.

In der hitzigen Atmosphäre des DragonDomes war es Lischka, der nach zwei Minuten die ersten Punkte erzielte, dabei von Ronald Elksnis gefoult wurde und auch den fälligen Freiwurf verwandelte. Spätestens beim Alley-oop-Anspiel Vrkas‘ auf Pjanic, der den Ball in den Korb tippte, schien die Müdigkeit wie weggeblasen. Mit dem Rücken zum Korb erzielte Lischka die nächsten Zähler (57:58, 5:39 Minuten), denen sich ein blitzsauber herausgespielter Dreier Uhlemanns aus der Ecke anschloss: erste Führung für Gießen. Taylor, der mit 23 Punkten, 12 Assists und 9 Rebounds einmal mehr als eierlegende Wollmilchsau in Erscheinung trat, antwortete auf der Gegenseite jedoch mit einem Step-Back-Jumper aus der Mitteldistanz. In einem bis dahin von der Defensive geprägten Spiel fielen im Anschluss mehrere Körbe in kurzer Folge auf beiden Seiten. Nach einer sehenswerten Passstafette dunkte so etwa Pjanic, während auf der Gegenseite Patrick Reusch für die Dragons heiß zu laufen drohte: Vier Punkte erzielte der 24-Jährige in Folge und zwang Gießen damit 102 Sekunden vor dem Ende zur Auszeit (67:67). Taylor markierte die nächsten Zähler mit einem Jumper über Uhlemann und brachte Rhöndorf damit wieder in Front. Der 18-jährige Power Forward zeigte sich davon aber unbeeindruckt und eroberte durch einen Dreier nach Kick-out-Pass Lischkas die Führung zurück.

Die bis dahin am Menzenberg ungeschlagenen Dragons dürften sich spätestens in dieser Phase an ihr Heimspiel des sechsten Spieltags gegen Frankfurt zurückerinnert haben: Auch die SKYLINERS waren damals mit einer verkürzten Acht-Mann-Rotation angereist, verkauften sich teuer und wurden schließlich erst durch einen Buzzerbeater Taylors mit 82:80 in die Schranken gewiesen. So verwunderte es nicht, dass der US-Amerikaner das Spiel an sich zu reißen versuchte und diesem Ansinnen gerecht wurde, als er bei noch 37 Sekunden auf der Uhr das 71:70 erzielte. Michel schickte nun Uhlemann an die Linie, der Nerven aus Stahl bewies und beide Versuche verwandelte. So hatte es Rhöndorf bei 24.3 Sekunden Restspielzeit selbst in der Hand, erneut den finalen Punch zu setzen. Taylor penetrierte früh die Zone der Gäste, dribbelte sich aber fest und spielte Elksnis an, dessen Dreierversuch sein Ziel verfehlte. Taktisch gefoult wanderte Pjanic an die Freiwurflinie und erhöhte auf 74:71 (0:13 Minuten). Überraschend früh drückte nun Taylor aus dem Dreipunkteland ab und bestätigte seine Quote (0 von 5). Uhlemann kontrollierte den Abpraller, wurde an die Strafwurflinie versetzt, baute dort mit zwei weiteren Zählern sein lupenreines Double-Double (12 Punkte, 10 Rebounds) aus und besiegelte den Sieg. Das Team feierte den nicht für möglich gehaltenen Erfolg noch auf dem Parkett.

Damit halten die Depant GIESSEN 46ers Rackelos Kontakt zum oberen Tabellendrittel und liegen nur zwei Zähler hinter den bezwungenen Rhöndorfern, die weiterhin auf Rang zwei stehen. Es war zugleich die letzte Partie vor der nun anstehenden Weihnachtspause. Weiter geht es für die Rackelos in der ProB-Süd am 07. Januar. Zu Gast in der heimischen Sporthalle Gießen-Ost sind dann die Dresden Titans.

Rolf Scholz (Headcoach Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Das war unter diesen Voraussetzungen eine enorme Willensleistung. Man kann nur schwer in Worte fassen, wie unfassbar geschlossen wir aufgetreten sind. Das Lob gilt der gesamten Mannschaft, vor allem aber unseren jungen NBBL-Spielern, die vor dieser Kulisse einen super Job gemacht haben. Marian Schick und Johannes Lischka haben zudem unter den Körben dominiert.“

Dragons Rhöndorf – Depant GIESSEN 46ers Rackelos 71:76 (44:32)

Viertelergebnisse: 17:12, 21:18, 18:20, 15:26

GIESSEN 46ers Rackelos: Tim Uhlemann (12 Punkte, 11 Rebounds), Alen Pjanic (12, 5 Assists), Daniel Thurau (3), Johannes Lischka (25, 12 Rebounds), Leo Vrkas (5), Tim Kordyaka (5), Marian Schick (14)

Dragons Rhöndorf: Viktor Frankl-Maus (18), Patrick Reusch (11), Kameron Taylor (23, 12 Assists, 9 Rebounds, 4 Blocks, 3 Steals), Anton Geretzki (4), Alexander Möller (102 Joachim Koschade, Thomas Michel (11), Ronalds Elksnis (2)

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