(Foto: Sven Kuczera Photography)

Rackelos nach Comeback im Viertelfinale – Fans bringen Osthalle zum Beben

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Auf dem Papier haben die Depant GIESSEN 46ers Rackelos durch den Einzug ins Viertelfinale „nur“ ihr gutes Vorjahresergebnis wiederholt. De facto haben sie durch ihre grandiose Willensleistung aber eines der spannendsten Spiele der jüngeren 46ers-Geschichte produziert. Bis zum 24:39 schienen die Lahnstädter kein Mittel gegen die Defensivarbeit der Itzehoe Eagles zu finden, die zum Entscheidungsspiel der Best-of-3-Achtelfinalserie angereist waren. Mit den Heimfans im Rücken kämpften sich die Rackelos zunächst zurück in Schlagdistanz, bevor ab dem dritten Viertel eine beinharte Defense auf beiden Seiten das Bild bestimmte. Bis in die 33. Minute musste das Osthallenpublikum warten, bevor es den zweiten und letzten Führungswechsel des Spiels zu bewundern gab.

Die Rackelos treffen am 24.03. (18:00 Uhr) damit entweder auf Rist Wedel oder die wiha Panthers aus Schwenningen. Fest steht schon jetzt, dass die Gießener durch ihren zweiten Abschlussrang in der Hauptrunde auch im Viertelfinale das Privileg des Heimrechts besitzen.

In einer nervösen Anfangsphase war es Bjarne Kraushaar, der per Layup die ersten Zähler auf die Anzeigetafel brachte. Ein Dreier von Flavio Stückemann ließ dann aber die rund zwanzig mitgereisten Itzehoer Anhänger jubeln. Dass die Eagles diese Führung über drei Viertel lang halten sollten, hatte in der Anfangsphase einerseits mit der hohen Verteidigungsintensität, andererseits mit der Treffsicherheit der Holsteiner aus der Dreipunktedistanz zu tun. So bissen sich die Rackelos die Zähne an der unkonventionellen Verteidigungsart ihres Kontrahenten aus, während dieser gleichzeitig vier Dreier bei einer Quote von 100% durchs Netz lötete. Dabei schlugen die Hausherren auch kein Kapital aus der Tatsache, dass Itzehoe bereits nach gut vier Minuten die Teamfoulgrenze erreicht hatte. Anstatt den Weg zum Korb zu gehen, versuchte man sich selbst von Downtown. Von den fünf erspielten Freiwürfen saß kein einziger, während Dreier von Jestin Lewis und Kraushaar bei einer Quote von unter 30% als schlechtes Omen für die Treffsicherheit von jenseits des Perimeters übers gesamte Spiel fungieren sollten.

Auch das zweite Viertel startete mit einem 7:2-Lauf für die Eagles, die so auf 39:24 stellten (13.). Wie aus dem Nichts schalteten die 46ers nun aber in der Verteidigung gleich mehrere Gänge rauf. Angefangen mit einem schön herausgespielten Dreier für Leon Okpara schickten sich die Gießener an, den Rückstand Punkt für Punkt abzugraben. Eine immer lauter werdende Sporthalle Ost tat ihr Übriges, um Itzehoe aus dem Tritt zu bringen und das Momentum auf Gießener Seite zu ziehen. Während Thomas Tshikaya aufgrund von Foultrouble viel Zeit auf der Bank verbrachte und auch Jestin Lewis nach einem unsanften Aufprall geschont wurde, war es einmal mehr Johannes Lischka, der die Verantwortung schulterte. Elf Punkte steuerte der Kapitän binnen weniger Minuten bei. Einziger Schönheitsfehler blieb, dass nicht schon vor der Halbzeit die Führung zurückerobert werden konnte.

War die erste Hälfte so durch einige ansehnliche Offensivszenen geprägt, entwickelte sich die Partie danach zu einer waschechten Defensivschlacht. Itzehoe biss und kämpfte und konnte über das gesamte Viertel eine Miniführung verteidigen. Vier Zähler in Folge durch Milen Zahariev ließen gar schlimmstes befürchten (57:51, 26.). Hatte Gießen zuvor so viele offene Dreier versemmelt, dass man sich Sorgen machen musste, sämtliches Zielwasser sei im denkwürdigen ersten Achtelfinale mit seinen 17 Dreiern aufgebraucht worden, steuerte der zurückgekehrte Lewis einen immens wichtigen Treffer von Downtown zum 56:59 bei. Als Kraushaar sich per Spinmove gleich darauf zum Korb durchtankte und auf 58:59 stellte, schien der Führungswechsel vorprogrammiert. Was folgte waren jedoch vier punktlose und viertelübergreifende Minuten in Serie.

In dieser Phase wusste man nicht, ob man sich über die vergebenen Chancen auf der einen Seite ärgern oder über die hochintensive Verteidigungsleistung auf der anderen Seite freuen sollte. Das Publikum entschied richtig, verwandelte die Osthalle in ein Tollhaus und wartete geduldig auf den Führungswechsel. Nachdem Itzehoe ein ums andere Mal den Ball abgeben oder schwere Würfe nehmen musste, war es Lischka, der frisch aufs Parkett zurückgekehrt in die Zone penetrierte und an der Freiwurflinie auf 60:59 stellte. Ein wirbelnder und an allen Ecken des Parketts zu findender Lewis markierte acht Punkte in Folge, während die Eagles viertelübergreifend zehn Minuten ohne Korberfolg aus dem Feld blieben. Dank eines unsportlichen Fouls von Thorben Haake konnten die Rackelos vier weitere Zähler markieren und lagen 100 Sekunden vor dem Ende mit 75:64 in Führung. Zunächst ein Dreier durch Erik Nyberg, dann vier schnelle Punkte nach einem unsportlichen Foul durch Kraushaar machten das Spiel 13 Sekunden vor Schluss aber nochmals spannend (75:71). Aus einem Einwurf an der Seite heraus hätten die 46ers den Ball fast noch verdaddelt. Lischka konnte das Spielgeräte aber kontrollieren und an der Freiwurflinie den Sieg endgültig sichern.

Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Elf beziehungsweise 12 zugelassene Punkte in den Vierteln drei und vier sagen eigentlich bereits alles. Die Mannschaft hat fantastisch verteidigt. Im Angriff hat uns Jestin Lewis in der 2. Halbzeit wichtige Impulse gegeben. Von entscheidendem Vorteil waren für uns aber die Fans. Wir können uns nur bei allen bedanken, die da waren.“

Depant GIESSEN 46ers Rackelos – Itzehoe Eagles 78:71 (46:48)

Viertelergebnisse: 22:32, 24:16, 12:11, 20:12

Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (9), Tim Köpple (5), Jordan Williams (4), Timm Uhlemann, Leon Okpara (9), Johannes Lischka (22), Thomas Tshikaya (6), Jestin Lewis (23)

Itzehoe Eagles: Justinas Zirlys (5), Thorben Haake (11), Kevin Mickle (18), Milen Zahariev (8), Lucas Wilke, Stefan Schmidt (7), Lars Kröger (2), Flavio Stückemann (8), Erik Nyberg (12)

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