Es ist zum Verrücktwerden: Schon wieder haben die LTi GIESSEN 46ers in der Beko BBL eine knappe Niederlage kassiert. Den New Yorker Phantoms Braunschweig unterlagen die abstiegsbedrohten Mittelhessen am Samstagabend in der Sporthalle Gießen-Ost mit 65:71. In der 39. Minute hatten die LTi 46ers noch mit 63:61 geführt, ehe ausgerechnet Heiko Schaffartzik, in den Saisons 2004/2005 und 2008/2009 in Gießen unter Vertrag, den um die Playoffteilnahme kämpfenden Braunschweigern mit zwei seiner am Ende sieben erfolgreichen Dreipunktewürfe (bei zehn Versuchen) doch noch den Sieg sicherte.
Während bei den Hausherren Maurice Jeffers und Lorenzo Williams, die in der Vorwoche in Ludwigsburg wegen muskulären Verletzungen gefehlt hatten, wieder mitwirken konnten und der Startformation angehörten, traten die vor der Fahrt nach Gießen in der Liga fünfmal in Folge siegreich gewesenen Braunschweiger ohne ihren an einer Herzmuskelentzündung erkrankten Power Forward Tomasz Cielebak an. Das Gießener Team fand gegen die bissiger verteidigende Gäste-Fünf nur mühsam in die Partie hinein. In erster Linie war es Maurice Jeffers (sieben Punkte im ersten Viertel) zu verdanken, dass nach zehn absolvierten Minuten nicht ein deutlicherer Rückstand als das 18:24 von den Anzeigetafeln leuchtete.
Da es die Truppe von Cheftrainer Vladimir Bogojevic dem Gegner zunächst viel zu einfach machte, in Korbnähe zu Punkten zu kommen, Braunschweig sich darüber hinaus auch von außen treffsicher zeigte und vier seine ersten fünf Dreierversuche in Punkte umwandelte, sahen sich die Gastgeber in der 15. Minute mit einem 13-Punkte-Rückstand (20:33) konfrontiert. Eine Umstellung auf eine Zonenverteidigung, mit der Braunschweig nicht gut zurecht kam, schaffte aber noch vor der Pause eine bessere Perspektive für das Heimteam, das in dieser Phase durch den Erfolg in der Defensive auch offensiv besser ins Spiel kam und auf 31:35 (20.) verkürzte. Zur Pause stand es 31:37.
Zu Beginn der zweiten Hälfte erwischten die LTi 46ers, nun wieder Mann gegen Mann verteidigend, den besseren Start. Während Braunschweig außer zwei Dreipunktetreffern von Schaffartzik offensiv nicht viel zustande brachte, strahlte das Bogojevic-Team in dieser Phase von draußen wie auch in der Zone Gefahr aus und glich nach einem erfolgreichen Dreier von dem offensiv an diesem Abend ansonsten aber blassen Osvaldo Jeanty zum 45:45 (25.) aus. So positiv ging es jedoch leider nicht weiter: Braunschweig durfte bis zum Ende des dritten Viertels fünfmal auf relativ einfache Art und Weise am Gießener Brett punkten (dreimal per Dunking) und Heiko Schaffartzik ließ sich nicht zweimal bitten, als er einen weiteren offenen Dreipunktewurf gewährt bekam (45:52/28.). Nach einem Offensivrebound baute Yassin Idbihi die Führung der Gäste auf 58:48 aus. Der zweite Dreier von Center Elvir Ovcina brachte die Mittelhessen kurz vor Ablauf des dritten Viertels auf 51:58 heran.
Mit einer aggressiven wie aufmerksamen Zonenverteidigung und einer entschlossenen Vorgehensweise im Angriff kämpften sich die LTi 46ers im letzten Viertel noch einmal zurück in die Partie. Die Phantome wirkten teilweise stark verunsichert, leisteten sich im Schlussabschnitt zehn ihrer insgesamt 19 Ballverluste. Spätestens als der an diesem Abend mit neun eingesammelten Abprallern erfolgreichste Rebounder des 46ers-Teams, Joe Werner, mit ganz viel Willen und Einsatz seinen fünften Offensivrebound abgriff und daraufhin von der Freiwurflinie auf 56:60 verkürzte (35.), keimte bei den Zuschauern endgültig wieder Hoffnung auf die siegbringende Wende auf.
Nachdem die Hausherren in der 39. Minute infolge eines energischen Nachsetzens von Kevin Johnson erstmals in Führung gegangen waren (63:61) und Braunschweig sich im Gegenangriff einen Turnover geleistet hatte, war der erste Heimsieg seit dem 12. Dezember 2009 (73:72 gegen Ulm) zum Greifen nahe. Nach einem Ballverlust von Elvir Ovcina und dem sechsten Dreier von Schaffartzik lagen jedoch die Gäste wieder in Front (63:64 bei 70 Sekunden Restspielzeit). Maurice Jeffers erarbeitete sich dann zwei Freiwürfe, wovon aber nur einer durch das Netz fiel (64:64 bei 51 Sekunden Rest). Insgesamt ließ die Trefferausbeute der Gastgeber von der Freiwurflinie im Schlussabschnitt zu wünschen übrig (8 von 14).
Und auf der anderen Seite war da ja noch Heiko Schaffartzik, der seinem Ex-Team nun endgültig den Nerv raubte. An der Dreierlinie in unmittelbarer Nähe zur Gießener Mannschaftsbank lauernd erhielt der Nationalspieler einen Pass, um dann den heranfliegenden Kevin Johnson auszuwackeln und nach einem kurzen Zwischenschritt zur Linie mit dem falschen Fuß abspringend abermals einen Dreier in Richtung Gießener Korb abzufeuern. Es kam, wie es kommen musste: Der Ball fiel auf der vorderen Ringbegrenzung herunter, erreichte von dort abprallend die Höhe der oberen Brettbegrenzung und flutschte schließlich ohne weitere Ringberührung zum 64:67 durch die Reuse (25 Sekunden Rest). Der nach einer Auszeit von „Vladi“ Bogojevic durch ein Schaffartzik-Foul an die Freiwurflinie gebrachte Lorenzo Williams traf 20 Sekunden vor dem Ende lediglich den ersten seiner beiden Wurfversuche. Besser macht es der beim Sichern des Defensivrebounds gefoulte Phantoms-Akteur Brandon Thomas, der alle zwei Freiwürfe im Korb unterbrachte und seine Farben auf 69:65 davonziehen ließ. Da die anschließenden Dreierversuche von Kevin Johnson und Maurice Jeffers ihr Ziel verfehlten, war die fünfte Heimniederlage in Folge nicht mehr zu verhindern.
Die LTi GIESSEN 46ers haben damit nach der unglücklichen Vorwochenniederlage in Ludwigsburg erneut eine große Chance verpasst, sich von ihren Konkurrenten im Kampf um den Klassenhalt abzusetzen; die nach Siegen mit den 46ers gleichauf liegenden Hagener verloren mit 71:83 gegen die Artland Dragons. Am nächsten Sonntag (7. März, 18 Uhr) steht für die LTi 46ers die nächste Auswärtsaufgabe beim Tabellenschlusslicht Paderborn Baskets auf dem Programm.
Trainerstimmen
Vladimir Bogojevic: „Wir haben uns darauf vorbereitet, dass die Braunschweiger mit Michael Hicks und Heiko Schaffartzik zwei gute Distanzwerfer in ihren Reihen haben. Dass Heiko nach zwei seinen Treffern dann aber weiter offene Dreier nehmen kann, hat mich verwundert. Nur der letzte Treffer von ihm war einigermaßen gut von uns verteidigt. Ansonsten haben wir aber fast alles richtig gemacht, abgesehen von einer kurzen Phase im dritten Viertel; wir haben gekämpft, diszipliniert gespielt und uns nur wenige Ballverluste erlaubt. Offensiv wollten wir noch mehr nach innen spielen, was gegen die Braunschweiger Verteidigung aber nicht wie gewünscht geklappt hat. Unsere Zonenverteidigung hat uns einen guten Dienst erwiesen. Beim Stande von 63:61 aus unserer Sicht dürfen wir uns aber keine Nachlässigkeiten mehr erlauben, der Off-Balance-Dreier von Heiko kurz vor Schluss hat uns letztlich das Genick gebrochen.“
Sebastian Machowski: „Im zweiten und im letzten Viertel hatten wir Probleme gegen die Giessener Zonenverteidigung, da haben wir unseren Rhythmus verloren. Heiko (Schaffartzik) hat uns mit seinen Dreiern den Weg zu diesem schweren Auswärtssieg geebnet, die meisten seiner sieben Dreier waren sehr wichtig. Wir hätten hier nach der Führung souveräner auftreten müssen, was aber gegen eine gut eingestellte Giessener Mannschaft nicht geklappt hat. Unsere Rebounds und unsere Freiwurftreffer am Ende waren wichtig. Zur Pause hatten wir angesprochen, dass wir die Defensivrebounds besser unter Kontrolle haben müssen, und das hat die Mannschaft nach der Halbzeit gut umgesetzt.“
Punkteverteilung LTi 46ers: Jacovic, Williams (10), Johnson (6), Theilig (n. e.), Lischka (2), Ovcina (16), Weber (n. e.), Freese (2), Tapuskovic (4), Jeffers (16), Werner (6), Jeanty (3).
Beste Werfer Braunschweig: Schaffartzik (21), Thomas, Allen (je 11), Idbihi (10).
Bilder: Mediashots Werbefotografie.