Die LTi GIESSEN 46ers haben in der Basketball-Bundesliga einen ganz wichtigen Sieg gefeiert. Gegen den amtierenden Pokalsieger Artland Dragons gewann die Mannschaft von Trainer Vladimir Bogojevic am Samstagabend mit 73:61 (35:28). Vor 3170 Zuschauern in der Sporthalle Gießen-Ost erzielte Shooting Guard Michael Umeh die meisten Punkte (19, drei von sechs Dreiern) für den Tabellen-17., bei dem außerdem noch Ricky Hickman (12 Punkte), Robert Maras und Maurice Jeffers (je 10 Zähler) zweistellig punkteten. Corey Rouse erzielte 8 Punkte und pflückte 11 Rebounds.
Heiko Schaffartzik, Michael Umeh, Maurice Jeffers, Corey Rouse und Robert Maras bildeten die Starting Five des Gießener Teams, das zunächst einen Mitteldistanztreffer durch Lamont McIntosh hinnehmen musste, anschließend aber schnell den Rhytmus fand. Optimal die Trefferquote aus dem Dreipunktebereich in Viertel eins: Michael Umeh (7:4/3.), Heiko Schaffartzik (10:9/4.) und noch einmal Umeh (17:15/9.) trafen ihre Dreierversuche. Anschließend profitierte die Truppe von Trainer Vladimir Bogojevic von einem technischen Foul gegen Gäste-Flügel Adam Hess, der ein gegen ihn ausgesprochenes Offensivfoul mit einer Geste kommentiert hatte. Michael Umeh verwandelte die fälligen Freiwürfe und schloss im nächsten Ballbesitz nach einem energischen Zieher erfolgreich am Brett ab (21:15). Nach dem ersten Viertel war Umeh mit zehn Zählern Topscorer. Hess (5) lag auf Seiten der Dragons vorne, bei denen der bullige Center Darius Hall erstmals seit seinem Ende November erlittenen Handbruch wieder mitwirkte.
Der 35-jährige US-Center, der am Ende auf neun Punkte und neun Rebounds kam, setzte mit einem krachenden Dunk auch das erste Ausrufezeichen in Viertel zwei, auf das Gießens Johannes Lischka einen Steal und daran anschließend einen „Coast-to-coast“-Korbleger folgen ließ. Ein Drei-Punkte-Spiel von Dirk Mädrich, der sich unter dem Korb gegen Gerrit Terdenge durchsetzte und auch den Bonusfreiwurf sicher verwandelte, konterte Heiko Schaffartzik mit einem aus dem Dribbling heraus genommenen Mitteldistanztreffer gegen Verteidiger Drew Neitzel (25:20/14.). Gießens Angriffsfluss geriet dann etwas ins Stocken. Die in der Phase zu statischen Offensivbemühungen der LTi 46ers nutzte der Tabellen-13. durch sechs Zähler seiner beiden Topscorer Darren Fenn und Adam Hess aus, um mit 26:25 in Führung zu gehen (16.).
Die Schlussphase der ersten Halbzeit gehörte aber wieder den Hausherren, die nach zwei Körben von Robert Maras und einem weiteren Dreier von Umeh mit 32:28 (18.) vorne lagen. Das dritte Foul von Adam Hess bei einem Reboundduell mit Corey Rouse konnte von letzterem an der Freiwurflinie zwar nicht mit Punkten bestraft werden, doch nachdem auch Darius Hall acht Sekunden vor der Pause von der Freiwurflinie erfolglos geblieben war, war es 46ers-Flügel Maurice Jeffers, der Sekundenbruchteile vor Ertönen der Halbzeitsirene nach Vorarbeit von Heiko Schaffartzik „für drei“ einnetzte und den 35:28-Halbzeitstand markierte.
Wie die in den letzten Wochen viel zitierte „hohe Intensität auf beiden Seiten des Feldes“ in der Realität auf dem Parkett zum Ausdruck kommen sollte, bekamen die Zuschauer vor allem im dritten Viertel von ihren LTi 46ers zu sehen. Beeindruckend, mit wieviel „Zug“ die Gießener Außenspieler aus dem Eins-gegen-Eins heraus immer wieder das Brett des Gegners attackierten und punkteten. Umeh (39:31), Ricky Hickman (41:33) und Jeffers (43:34) waren auf diese Weise erfolgreich. In der Defense hatte man das von Thorsten Leibenath gecoachte Dragons-Team gut im Griff – abgesehen von Darren Fenn, der bis zu seinem Dreier zum 43:37 bereits acht Punkte in der zweiten Hälfte erzielt hatte. Nach dem 45:37 gelang es der Gießener Fünf, mit einer Ganzfeld-Pressverteidigung einen Ballverlust des Gegners zu provozieren: Dragons-Guard Will Blalock hatte bei seinem Grundlinieneinwurf keine Anspielstation gefunden und den Ball kurz vor Ablauf der ihm zur Verfügung stehenden fünf Sekunden planlos in den „freien Raum“ befördert.
Und die 46ers blieben am Drücker: Hickman setzte sich wieder im Duell Mann-gegen-Mann gegen Blalock durch, legte trotz eines Fouls seines Gegenspielers erfolgreich ab und netzte auch den fälligen Freiwurf ein (49:40/28.). Als den Spielern um Kapitän „Flo“ Hartenstein wenig später nach erneut aggressiver Verteidigung ein Ballgewinn in Nähe des eigenen Korbes gelang und Ricky Hickman bei einem Pass auf den bereits einsam in Richtung des gegnerischen Brettes enteilten „Jo“ Lischka nur durch ein unsportliches Foul von Dirk Mädrich gestoppt werden konnte, hallten lautstarke „Gießen, Gießen“-Rufe durch die Osthalle. Gedankenschnell und die nötige Laufbereitschaft zeigend, waren die Gastgeber in der Lage, im Positionsspiel nach flüssigen Kombinationen den freien Abschluss am Brett zu finden – Hartenstein legte nach einem schönen Zusammenspiel von Hickman und Lischka zum 55:42 (29.) ab. Mit einem 5:0-Lauf verkürzte der Gast aus Quakenbrück seinen Rückstand bis zum Ende des dritten Viertels auf acht Zähler (47:55).
Zwei Ballverluste des 46ers-Teams und die Treffsicherheit ihres Centers Fenn brachten die Dragons zu Beginn des Schlussviertels nochmals bis auf 55:59 (34.) heran. Psychologisch ganz wichtig war der anschließende Dreier von Maurice Jeffers auf Assist von Robert Maras. Nach einem „Durchstecker“ von Michael Umeh besorgte Corey Rouse per Dunking das 64:56 (36.). Es folgte eine dreiminütige korblose Phase auf beiden Seiten: Während die Dragons mit Dreierversuchen vergebens versuchten, den Rückstand zu verkürzen, schaffte es das Gießener Team aufgrund einer teilweise zu ungestümen Attacke des gegnerischen Korbes und mitunter auch zu riskanten Pässen (Hickman-Alley-Oop auf Rouse) nicht, den Sack vorzeitig zuzumachen. Da der Korb für die Gäste nun aber wie vernagelt schien – Adam Hess legte anderthalb Minuten vor Schluss im Fastbreak einen Lay-up vorbei -, geriet der sechste Saisonsieg der LTi 46ers nicht mehr in Gefahr. 90 Sekunden vor Schluss (65:56) griffen die Gäste zum letzten Mittel, doch nach den taktischen Fouls des Pokalsiegers zeigten sich die Gießener von der Freiwurflinie zu treffsicher. Spätestens nach dem 69:57 durch Umeh-Freiwürfe (50 Sekunden Rest) war die Entscheidung gefallen.
Ihr nächstes Spiel absolvieren die LTi 46ers ebenfalls zu Hause. Am kommenden Samstag (14. Februar) gastiert mit den WALTER Tigers Tübingen ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt in Mittelhessen. Die LTi 46ers weisen in der Tabelle nun 12:28 Punkte auf und haben nach Pluspunkten mit dem Tabellen-16. aus Köln (12:26) aufgeschlossen, Tübingen steht nach dem gestrigen 96:85-Erfolg gegen Nördlingen im Tableau vier Zähler besser da (16:24, Platz 13).
Trainerstimmen:
Vladimir Bogojevic (Head Coach LTi GIESSEN 46ers): „Ich bin glücklich über die Art und Weise, wie wir dieses Spiel gewonnen haben. Das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend. Wir haben diesen Sieg gebraucht und das Gute ist, dass wir ihn auch verdient haben. Wir haben gut begonnen und das Geschehen dann über die weitesten Strecken des Spiels selber kontrolliert. Mit unserer Entscheidungsfindung im Angriff war ich am Ende des dritten Viertels und im letzten Viertel nicht zufrieden. Wir haben sicher auch etwas Glück gehabt, dass Artland das nicht schlimmer bestrafen konnte. Nichtsdestotrotz war das heute eine gute Energieleistung meiner Mannschaft. Kompliment an alle, das war ein Erfolg des ganzen Teams. Ich wünsche mir sehr, dass wir in diesem Tempo weiterarbeiten und uns dementsprechend Wochenende für Wochenende so präsentieren können wie heute.“
Thorsten Leibenath (Head Coach Artland Dragons): „Großes Kompliment an die Gießener Mannschaft, die mit mehr Herz und mit mehr Leidenschaft gespielt hat als unsere Mannschaft es heute getan hat. Das ist das, was ich meiner Mannschaft am meisten vorwerfe. Es ist nicht unnormal, dass nach einigen Niederlagen die Hand etwas zittrig ist, dass ein Freiwurf daneben geht, der sonst reinfällt, aber es darf nicht sein, dass wir nicht mit der richtigen Einstellung zu Werke gehen so wie heute zu Beginn des Spiels. Unser Gegner hat im ersten Viertel drei von drei Dreipunktewürfen getroffen, danach nur noch drei von 15; das ist ein deutliches Indiz dafür, dass wir am Anfang zu weit von unseren Gegenspielern weggestanden haben. Die Dreier haben Gießen Selbstvertrauen gegeben, danach haben sie sehr couragiert gespielt und waren ohne Zweifel die bessere Mannschaft. Wir haben uns das Leben mit einem katastrophalen ersten Viertel selber schwer gemacht und sind dann permanent einem Rückstand hinterher gelaufen. Danach hat zumindest der Kampf gestimmt, aber wir haben auch dann keinen guten Basketball gespielt.“
Punkteverteilung:
LTi GIESSEN 46ers: Jeffers (10), Umeh (19), Terdenge (1), Hickman (12), Lischka (4), Maras (10), Rouse (8), Freese (n. e.), Schaffartzik (7), Hartenstein (2).
Artland Dragons: Stückemann (4), Pearson (n. e.), McIntosh (5), Johnson (0), Rohdewald (0), Hall (9), Neitzel (5), Prewitt (2), Hess (12), Mädrich (3), Blalock (0), Fenn (21).
Alle Bilder: Mediashots Werbefotografie.