Das U19-Team des BBLZ Mittelhessen hat in den NBBL-Play-Offs für eine Sensation gesorgt. Im ersten Spiel der ersten Play-Off-Runde gewann die Mannschaft von Trainer Harald Stein am Sonntag beim amtierenden NBBL-Champion und haushohen Favoriten, dem Team Urspring, mit 84:83 (35:40). Den spielentscheidenden Korb erzielte Benni Lischka Sekundenbruchteile vor der Schluss-Sirene per Dreier. In der „Best-of-3“-Serie würde das BBLZ-Team bei einem weiteren Sieg in die nächste Runde einziehen. Am nächsten Samstag (16.30 Uhr) kommt es in der Sporthalle Gießen-Ost zu Spiel zwei.
Bis dahin muss die Elitegarde von Urspring-Trainergespann Felix Czerny und Ralph Junge eine Niederlage verkraften, die sicherlich einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat. Denn die Ein-Punkt-Niederlage gegen die Mittelhessen war nicht nur es die allererste Heimniederlage für das Team Urspring seit Gründung der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL), sondern auch erst die zweite Saisonniederlage für die erfolgsverwöhnten Schwaben.
Kaum einer hätte wohl vor dem Spiel gedacht, dass das erste Spiel im Play-off-Achtelfinale zwischen dem Vierten der Gruppe Mitte und dem amtierenden NBBL- Meister und Ersten der Gruppe Süd, einen solchen Ausgang nehmen könnte. Und auch im ersten Viertel roch es noch ganz und gar nicht nach einem Überraschungscoup der Gäste aus Mittelhessen. Vor knapp 180 Zuschauern in der Urspringschule in Schelklingen, erspielte sich das Team Urspring angeführt von Topscorer Christian Standhardinger, der einmal mehr sein Können unter Beweis stellte (25 Punkte und 21 Rebounds), eine standesgemäße 24:16-Führung zum Ende des ersten Viertels.
Wer nun glaubte, dass damit der Widerstand bei den Gästen aus Mittelhessen auch schon gebrochen war, irrte gewaltig. Wie BBLZ- Trainer Harald Stein nach dem Spiel von seinen Jungs schwärmte, blieben diese von diesem Rückstand völlig unbeeindruckt. „Die Jungs haben die ganze Ruhe behalten. Die Atmosphäre war die ganze Zeit konstruktiv, positiv und super konzentriert.“ Mit viel Einsatz in der Defense und einer eindeutig besseren Wurfquote als im letzten Hauptrundenspiel gegen Kronberg kämpften sich die Jungs um das an diesem Nachmittag überragend aufspielende Duo Matze Perl und Benni Lischka wieder ran und konnten sogar das zweite Viertel mit 19:16 für sich entscheiden. Mit einem Fünf-Punkte-Rückstand (35:40) gingen die Stein-Schützlinge in die Halbzeitpause.
Ob es der Seitenwechsel, die ermunternden Worte des Trainers Harald Stein oder aber die frischen Energien waren – die als Außenseiter nach Schelklingen angereisten Mittelhessen starteten noch stärker und selbstsicherer in Hälfte zwei. Während vorne die Würfe nun hochprozentiger als in den ersten 20 Minuten durch die Urspringer Reuse fielen, wurde der eigene Korb mit viel Leidenschaft und Aggressivität verteidigt. Allen voran „Defense of the Year“- Spieler Matze Perl, der mit seinen insgesamt 17 Punkten, zehn Rebounds und elf Assists nicht nur ein überragendes Spiel machte, sondern damit auch ein sehr seltenes „Triple Double“ (drei zweistellige statistische Werte in einem Spiel) erzielte – in dieser NBBL-Saison war das bis dato nur dem Braunschweiger Cornelius Adler gelungen. Die knappe 54:52-Führung kurz vor Ende des dritten Viertels war der Mühe wert. In der Folge entwickelte sich ein ständiges Hin und Her. Mal konnte die eine Mannschaft eine hauchdünne Führung übernommen, mal die andere. Am Ende des dritten Viertels lag der Außenseiter aus Mittelhessen mit 58:57 vorne.
Der letzte Spielabschnitt war nichts für schwache Nerven. Längst stand fest, dass der Viertplatzierte in der Gruppe Mitte sich gegen den Titelverteidiger und NBBL-Giganten so einfach nicht geschlagen geben wollte. Das BBLZ-Team gestaltete die Partie tatsächlich auch im letzten Viertel völlig offen. Am Ende wurde das Spiel zu einem echten Basketball-„Hitchcock“. Kurz vor Schluss führten die Stein-Schützlinge mit 81:77, ehe die Gastgeber durch zwei Dreier in Folge drei Sekunden vor dem Ende mit 83:81 in Führung gehen konnten – es schien so, als ob das BBLZ am Ende doch mit leeren Händen dastehen sollte.
Trainer Harald Stein beantragte eine Auszeit, sprach mit seinen Spielern die verbleibenden Optionen durch, und gewann dadurch einen letzen Angriff mit Einwurf an der Mittellinie. Der Ball kam zu Benni Lischka, der bis dato mit 31 Punkten, 12 Rebounds und 3 Assists erneut eine klasse Partie gespielt hatte. Ohne lange überlegen zu können, setzte er zum Wurf aus etwa neun Metern Entfernung an. Der Ball sprang vorne auf den Ring, von da ans Brett, bevor er schließlich auf dem Ring umher tänzelte und schließlich doch noch den Weg durch die Reuse fand – Riesenjubel im BBLZ-Lager, die Sensation im ersten Spiel der ersten Runde der NBBL-Play-offs war perfekt. Ein Treffer, der dem BBLZ Mittelhessen zu einer vor den Play-offs kaum für möglich gehaltenen Chance auf den Einzug in das Viertelfinale verholfen hat.
Am nächsten Samstag geht es bereits weiter in der „Best of 3“-Serie. Dann erwartet das BBLZ Mittelhessen den amtierenden NBBL-Meister um 16.30 Uhr in der Sporthalle Ost. Im Anschluss spielen die LTi GIESSEN 46ers gegen Eisbären Bremerhaven. Zu hoffen bleibt, dass schon beim NBBL-Spiel viele Basketballfans in der Halle zugegen sind – denn angefeuert von den Besuchern wird es den BBLZ-Jungs sicher um einiges leichter fallen, dem großen Favoriten vielleicht ein weiteres Mal ein Bein stellen zu können.
Harald Stein zeigte sich nach diesem tollen Erfolg sichtlich gerührt: „Alle Spieler haben sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und einen wichtigen Beitrag zu diesem Erfolg geleistet. Dass wir am Ende gewonnen haben, lag vor allem an der tollen Atmosphäre im Team, die die ganze Zeit konstruktiv, positiv und super konzentriert war. Es ist schon toll, dass das alles so geklappt hat. Ganz besonders stolz bin ich darauf, dass sich meine Jungs von allen Erwartungen so losmachen konnten. Das nächste Spiel wird wieder ganz neu, den Sieg kann uns aber keiner mehr wegnehmen. Ich freue mich sehr für meine Jungs, dass das zweite Spiel vor dem der LTi 46ers ist. Das ist ein würdiger Rahmen.“
Punkteverteilung:
Team Urspring: Braun (0), Stanhardinger (25), Wiseler (19), Arampatzis, Andreas (4), Werling (2), Cesnovar (0), Dieterle (6), Stuckey (17), Raffington (4), Engel (6), Richter (0).
BBLZ Mittelhessen: Hahn (0), Perl (17), Junker (0), Volk (2), Leyerer (11), Seibert (6), Lischka (34), Kalondji (9), Henke (5).