(Foto: Harry Langer)

Comebackqualitäten der 46ers entscheidet Nervenschlacht – 92:91-Auswärtssieg in Ulm

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Vor der hessischen Landtagswahl am morgigen Sonntag wählten die GIESSEN 46ers ihrerseits die richtige Marschroute, um am fünften Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga-Saison 2018/19 in Ulm zu bestehen. Auch im dritten Auswärtsspiel in der Liga blieben die Mittelhessen beim 92:91-Sieg ungeschlagen und fügten dem favorisierten Hausherren die nächste Niederlage bei. Der Eurocup-Teilnehmer ratiopharm ulm und die Gießener lieferten sich einen aufopfernden Kampf, der im letzten Viertel schon zu Gunsten der Gastgeber beim Stand von 76:64 entschieden schien. Doch die Truppe von Freyer kam zurück und bewies mentale Stärke bis in die Schlusssekunden. Die Topscorer auf 46ers-Seite waren Brandon Thomas (20 Punkte), sowie Benjamin Lischka und John Bryant mit jeweils 17 Zählern.

Während die hessische Bevölkerung morgen ihre Kreuze auf dem Wahlzettel setzen muss, signierte Cheftrainer Ingo Freyer hinter folgenden fünf Namen auf dem Spielerbogen ein Kreuzchen: Zur ausgewählten Starting-Five zählten Siyani Chambers, Brandon Thomas, Larry Gordon, Benjamin Lischka und Kapitän John Bryant. Beim Gastgeber aus Baden-Württemberg beantragte Headcoach Thorsten Leibenath Patrick Miller, Ismet Akpinar, Javonte Green, Ex-Gießener Dwayne Evans und Isaac Fotu in die Startformation.

Beide Teams erwischten einen guten Start in die Partie und fanden schnell ihren Rhythmus, wobei die Ulmer mit Fotu und Evans mit 7:3 in Führung gingen (2.). Der Center des Heimteams Fotu erwischte dabei einen Sahnebeginn und legte im Anschluss direkt einen Dreier zum 10:5 (2.) nach.  Diesen marginalen Rückstand glichen Thomas und Bryant schnell wieder zum 10:10 aus (3.). Es war wieder Fotu, der mit weiteren Zählern auf sich aufmerksam machte und einen 4:0-Run seiner Farben einläutete (14:10, 5.). Aber wieder antworteten die Gießener – diesmal in Person von Lischka, der mit fünf Punkten in Folge die erste 46ers-Führung besorgte (15:14, 6.). Nach dieser Szene und dem erfolgreichen Hustle-Play von Lischka, beantragte der Ulmer Headcoach Thorsten Leibenath ein Timeout. Aus diesem Break schienen beide Mannschaften wieder geölt rauszukommen und so stand es nach Dreiern von Thomas und Reinhardt nach acht Minuten 18:18 unentschieden. Als sich die Teams ausgetobt hatten, waren es die Gäste, die weiter Output produzierten. Zunächst wieder Thomas mit einem Distanzwurf, anschließend Mahir Agva und Lischka, die auf 23:18 (8.) stellten. Zuletzt waren es die Baden-Württemberger, die durch einen Wurf von Reinhardt zum 21:23 den Viertelabschnitt beschließen sollten.

Den Schwung der letzten Szene nahmen die Gastgeber mit ins zweite Viertel, dabei markierte David Krämer von Downtown das 24:23 für seine Farben (11). Bei den in schwarz gekleideten 46ers machten sich Unkonzentriertheiten in kleinen Passagen bemerkbar, welche die Ulmer durch Evans zur knappen Führung nutzen (26:24, 12.). Aber dieser kleine Anflug von Unachtsamkeit der Mittelhessen hielt nicht lange an und Lischka markierte fünf Zähler in Folge zum 29:31 (13.). Nach einer Auszeit von Cheftrainer Ingo Freyer, waren die Gießener mit Larry Gordon und dem gutaufgelegten Thomas (13 Punkte) treffsicher unterwegs (34:31, 15.). Die Mittelhessen verfolgten zielstrebig ihren Weg weiter und mussten von Ulm an die Linie gebracht werden. Die fälligen Freiwürfe verwandelte Gordon sicher zum 36:31 (16.). Ein persönliches Duell in Sachen Scoring lieferten sich in der Folgezeit Fotu (13 Punkte) und Thomas (15) – bei einem Stand von 40:38 für die Mittelhessen (17.). Anschließend war Freiwurf-Time in der ratiopharm arena, denn bei beiden Teams war die Foulgrenze überschritten. Lischkas erfolgreiche Freiwürfe beantworteten Fotu und Reinhardt auf der anderen Seite zum 42:42-Ausgleich (18.). Die Ära der Freiwürfe fand durch Akpinars Treffer zwar ein Ende, aber der Schlusspunkt sollte den 46ers durch Chambers Dreipunktwurf vorbehalten sein. So ging es mit einem knappen 45:44 für die Gießener in die Halbzeitpause.

In die zweite Halbzeit gingen die jeweiligen Teams mit den Anfangsformationen ins Rennen. Dabei fanden die Akteure wieder einen explosiven Start – erst Green mit Layup, anschließend Gordon mit einem Dreier (48:46, 22.). Stagnation kannte diese Phase nicht – Bryant mit Fadeaway-Jumpshot und Lischka mit seinen Punkten 14 und 15 zum 52:49 (25.). Dem Favoriten fehlte es an Fortune, was Gießen gekonnt durch Korbleger von Chambers ausnutze (56:49, 25.). Als sich das Wurfglück der Ulmer wieder durch Miller einstellte, waren auch die Mittelhessen durch Tip-In von Lischka zur Stelle (58:53, 26.). Es blieb intensiv und ausgeglichen in dieser Begegnung. Auch auf dem Scoreboard rückten Reinhardt, Miller & Co. wieder ran (56:58, 27.). Doch den kommenden Lauf der Gastgeber wussten die Mittelhessen mit energischer Reboundarbeit und anschließendem Dreier von Max Montana zu beantworten (61:56, 28.). Es blieb unterhaltsam – Krämer mit Dunking und Reinhardt per Freiwürfe fanden den abermaligen Anschluss zum 60:62 (29.). Besonders die Youngster Krämer und Montana, die jeweils für ihre Farben trafen, standen in dieser Phase im Mittelpunkt. Am Ende eines mehr als spannenden Viertels leuchtete ein 64:64 auf der Anzeigetafel.

Volle Konzentration galt dem letzten Viertel. Dies beherzigte Per Günther sofort und feuerte direkt einen Dreipunktewurf in die Reuse. Als dann noch Reinhardt es im gleich tat, war die Auszeit von Freyer gebucht (70:64, 31.). Nun waren die 46ers gefordert, aber Günther hatte seinen Wurfarm justiert und ließ die Arena mit zwei weiteren Würfen von Downtown erbeben (76:64, 32.). Gießen musste sich finden –  und es war Kapitän Bryant der die Seinen scheinbar im Alleingang wieder zum Anschluss führte und acht Punkte in Folge versenkte (72:76, 33.). Die Ulmer-Ummacht verkraftete Fotu am besten und tankte sich unter dem Korb zu Zählern (78:72, 35.). Die Mittelhessen blieben bissig in der Defense und in der Offense waren Agva und Thomas zur Stelle (77:78, 35.). Der 46ers-Lauf ging weiter und Agva besorgte mit einem präzisen Dreipunktewurf die 80:78-Führung (36.). Die Partie ging in die Crunchtime und stand dank zwei dynamischen Teams auf Messers Schneide. Gordon, Agva sowie Thomas hielten gegen treffsichere Ulmer Schützen von außen dagegen (87:87, 38.). Besonders Agva gefiel in der Schlussphase und beantwortete einen Korbleger von Thompson ebenfalls mit einem Layup (89:89, 39.). Es war eine Nervenschlacht die seinesgleichen suchte. Als die Gießener mit 89:91 zurücklagen und das Spiel verloren schien, war es ein geschickter Spielzug, den Bryant mit einem And-One zum 92:91 stellte. Drei Sekunden waren es bis zum Ende und Ulm erhielt die letzte Gelegenheit zum Sieg. Es waren die schnellen Hände von Siyani Chambers, die jedoch einen Riegel davor schoben und den Favoriten letztendlich in die Knie zwangen.

Ingo Freyer (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Die ersten drei Viertel waren sehr eng und ausgeglichen. Dort haben wir das gezeigt, was ich mir erhofft habe. Zu Beginn des letzten Viertels sind wir dann eingebrochen, hatten eine mentale Schwächephase und lagen schnell zweistellig zurück. Umso unglaublicher war es, dass wir nach der Auszeit zurückgekommen sind und das Spiel wieder ausgeglichen gestalten konnten. Im Endeffekt bin ich natürlich sehr zufrieden. Das Einzige was zählt, ist der Sieg. Wie er zustande kommt, ist egal.“

Thorsten Leibenath (Cheftrainer ratiopharm ulm): „Das war heute eine der frustrierendsten Niederlagen, die ich je als Trainer erlebt habe. Wir hatten diverse Chancen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden und haben es nicht geschafft, sie zu nutzen. In der ersten Halbzeit haben wir zwar John Bryant gut verteidigt, aber Spieler wie Brandon Thomas nicht in den Griff bekommen. Insgesamt waren die Quoten der Gießener heute zu hoch, um sie schlagen zu können.“

ratiopharm ulm – GIESSEN 46ers 91:92 (44:45)

Viertelergebnisse: 21:23, 23:22, 20:19, 27:28

ratiopharm ulm: Katrin Reinhardt (16 Punkte), Patrick Miller (13), Dwayne Evans (5), Javonte Green (5), Per Günther (12), Ryan Thompson (6), Ismet Akpinar (7), Christoph Philipps, Bogdan Radosavljevic, Max Ugrai, Isaac Fotu (17), David Krämer (10)

GIESSEN 46ers: Siyani Chambers (5), Bjarne Kraushaar, Jeril Taylor (1), Mahir Agva (13), Alen Pjanic, Max Montana (5), Max Landis, Leon Okpara, Benjamin Lischka (17), Larry Gordon (14, 11 Rebounds), Brandon Thomas (20), John Bryant (17, 12, 7 Assists)

Zuschauer: 6.200

Nächstes Spiel: Sa., 03.11.2018, 18:00 Uhr: GIESSEN 46ers – EWE Baskets Oldenburg

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