(Foto: Andreas Reitz)

Das Gaspedal bleibt durchgedrückt

Vorlesen:

Beim 111:84 im ersten Playoff-Viertelfinale zeigen die JobStairs GIESSEN 46ers den PS Karlsruhe LIONS deutlich ihre Grenzen auf

Wenn von einem „Breakpoint“ die Rede ist, dann geht es für gewöhnlich um Tennis. Um das Durchbrechen des Aufschlagvorteils also. Wenn ein Basketballer vom „Breakpoint“ redet, dann geht es ihm darum, einem Club den Heimvorteil zu nehmen und im darauffolgenden Match eine Serie zu beenden. Es ist eine Anleihe, die jemand nehmen darf, der mit Vornamen Roland heißt. „Roland, wie Roland Garros“, klärt Roland LAmour Nyama in Anlehnung an den berühmten französischen Luftfahrtpionier des Ersten Weltkriegs, nach dem der Tenniskomplex im 16. Pariser Arrondissement benannt wurde, in dem jedes Jahr die French Open, eines der vier Grand-Slam-Tennisturniere, ausgetragen werden, auf.

Also: Dem 111:84 (61:48) am Freitagabend im ersten Playoff-Viertelfinale soll der zweite Sieg am Sonntag folgen, um im dritten Match am kommenden Mittwoch schon den Halbfinal-Einzug schaffen zu können. Die JobStairs GIESSEN 46ers – und natürlich auch Roland Nyama – haben zum Start in die Ausscheidungsrunde in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA ihre Hausaufgaben gegen die PS Karlsruhe LIONS erledigt.

Und eine Halle, aber auch Protagonisten hinterlassen, die ausgelassener nicht hätten sein können. „Wir haben den Fuß auf dem Gaspedal und drücken ihn durch möglichst bis ins Finale“, sprudelte Luis Figge auch in den Katakomben noch vor jener Energie, mit der er zuvor bei elf Punkten und neun Rebounds nur knapp am Double-Double vorbeigeschrammt war.

„Wir wurden wieder einmal von unseren Anhängern getragen, hatten eine große Energie als Team, so dass auch von der Bank her kein Leistungsabfall zu sehen war“, freute sich Luca Kahl nach seinen 14 Minuten auf dem Parkett bei immerhin sieben Zählern. Und Roland Nyama, der Fan des Sportes mit der gelben Filzkugel, gab zum Besten: „Wir haben Karlsruhe heute nie eine Chance gelassen.“

Recht hatte der Deutsch-Kameruner, was auch „Löwen“-Trainer Aleksandar Scepanovic grimmig, aber neidlos anerkennen musste: „Gießen war schlicht die bessere Mannschaft. Auf dem Feld, von der Bank, bei den Rebounds, in der Übersicht, bei den Würfen und, und, und …“ grantelte der 41-Jährige, der von einer „großen Enttäuschung“ sprach, „die ich akzeptieren muss. Hoffentlich verkaufen wir uns am Sonntag wenigsten ein kleines bisschen besser.“ Dass ihm mit Garai Zeeb ein Leistungsträger verletzungsbedingt fehlte, wollte Scepanovic nicht als Ausrede gelten lassen: „Das interessiert hinterher niemanden mehr.“

Während die Badener also in der Osthalle nicht ganz vollzählig waren, konnte sich 46ers-Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic sogar den Luxus erlauben, seinen Startern lange Pausen auf der Bank zu gönnen. Was den Stats keinen Abbruch tat. Kapitän Robin Benzing hatte quasi schon Anfang des zweiten Viertels seine Arbeit verrichtet, hatte nach zwölf Minuten bereits 18 Zähler auf dem Board und damit beim 36:21-Zwischenstand schon die Weichen in Richtung eines überragenden Playoff-Stars gestellt.

Stefan Fundic, zuletzt zehn Tage mit Kniebeschwerden zum Pausieren verurteilt, drückte dem ersten Viertel mit fünf eingesammelten Abprallern und dem dritten mit fünf Punkten seinen Stempel auf, ehe er sich zum Jubeln hinter die Bande verabschiedete. Die beiden Pointguards Duane Wilson und Simon Krajcovic mussten nur 25 beziehungsweise 17 Minuten gehen, was ihre zusammen „nur“ 20 Punkte erklärte. Selbst Luis Figge, Starter Nummer fünf, stand lediglich 19 Minuten im Rampenlicht, ehe ihn Luca Kahl oder eben Roland Nyama bestens vertraten.

A propos Nyama: Seine neun Zähler bedeuteten zusammen mit jenen elf von Luis Figge und den 22 des abendlichen Topscorers Jonathan Maier, dass die drei deutschen Profis, die unter der Woche ihre Verträge um jeweils zwei Jahre verlängert hatten, mit zusammen 42 Punkten eindrucksvoll unterstrichen, warum Branislav Ignjatovic weiter auf sie setzt. „Das sind einfach nur gute Jungs, mit denen eine Zusammenarbeit riesigen Spaß macht.“ 19 Rebounds des Trios rundeten ihre Leistung ab und verdeutlichten, wie nur 21 eingesammelte Karlsruher Abpraller klar zu wenige waren, um die JobStairs GIESSEN 46ers in Gefahr zu bringen.

„Ich hatte nie das Gefühl, dass wir das Match hätten verlieren können“, drückte Luis Figge das aus, was die am Ende doch nur zweieinhalbtausend Besucher hatten erleben dürfen. Nämlich eine aggressive, hinten leidenschaftliche und vorne äußerst erwachsen auftretende Gießener Mannschaft, die nach einem Dreier von Duane Wilson schnell mit 14:5 (4.) in Führung lag, die beispielsweise bei den beiden Abstaubern von Jonathan Maier zum 42:33 und 44:33 (15.) jeweils nach Fehlwürfen von Duane Wilson, beim 68:54 (23.) des nicht unbedingt als Schütze von Dowtown bekannten Stefan Fundic, bei Jonathan Maiers „linker Klebe“ zum 81:60 (27.), beim Alley-oop-Anspiel von Roland Nyama auf Jonathan Maier zum 102:80 (35.) oder beim 109:82 (39.) durch Luca Kahl, der höchsten 46ers-Führung überhaupt, auch das Momentum des Spektakels auf ihrer Seite hatte.

Dass sich „Frenki“ Ignjatovic schließlich durch die Rufe der Stehtribüne erweichen ließ, auch den Nachwuchskräften Till Heyne gut drei und Chris Herget gut zwei Minuten auf dem Parkett zu gönnen, am Ende fünf deutsche Spieler in der Verantwortung standen, was der Power aber keinen Abbruch tat, rundete einen Abend ab, der so gelungen war, dass „Frenki“ Ignjatovic nur den Hut ziehen könnte vor seinen Jungs: „Was sie gezeigt haben, macht mich unheimlich stolz. Besonders die erste Halbzeit war sensationell. So geht nun mal Playoff-Basketball“, freute sich der 57-Jährige, der im VIP-Raum zwar wieder mit Applaus bedacht wurde, der aber bei allen Gesprächen, die er anschließend führte, aber warnend den Zeigefinger hob: „Noch haben wir keine Zeit für eine Feier.“ Schließlich gilt es am Sonntag in der Karlsruher Lina-Radke-Halle, Nyamas Breakpoint zu holen, um dann eventuell am Mittwoch zur Party zu bitten.

 

Gießen: Wilson (14), Crews (8), Heyne, Herget, Fundic (11), Benzing (18), Maier (22), Figge (11), Kahl (7), Kovacevic (5), Nyama (9), Krajcovic (6).

Karlsruhe: Dibba (14), Williams (18), Kiselovs, Dent (5), von Waaden (8), Bailey Jr. (23), Tunstall (2), Jostmann (10), Haarmann, Albus (4).

 

5 gute 46ers-Zutaten

Zuschauer: 2508

Zuversicht: 22 Punkte von Jonathan Maier

Zugriff: 9 Rebounds von Luis Figge

Zuarbeit: 7 Assists von TreVion Crews

Zukunft: Sonntag, 5. Mai, 18 Uhr, Lina-Radke-Halle: PS Karlsruhe LIONS – JobStairs GIESSEN 46ers

 

Weitere Ergebnisse Playoff-Viertelfinale, Spiel 1: Phoenix Hagen – Bozic Estriche Knights Kirchheim 78:83, RÖMERSTROM Gladiators Trier – Uni Baskets Münster 85:69, FRAPORT SKYLINERS – Medipolis SC Jena 89:74.

So geht es weiter: Medipolis SC Jena – FRAPORT SKYLINERS (So., 16.30 Uhr), Bozic Estriche Knights Kirchheim (So., 17 Uhr), Uni Baskets Münster – RÖMERSTROM Gladiators Trier (So., 18.30 Uhr).

 

04.05.24

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Letzte News