Die EPG Baskets Koblenz erwarten am Mittwoch (19:30 Uhr) mit ihrem bereits dritten Cheftrainer in dieser Saison die JobStairs GIESSEN 46ers
Wenn in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA ein Neuling auf einen letztjährigen Playoff-Halbfinalisten trifft, scheint die Ausgangslage klar zu sein. Zumal: Die JobStairs GIESSEN 46ers sind im Flow und haben die letzten drei Partien gewonnen, die EPG Baskets Koblenz indes haben im neuen Jahr von sechs Spielen nur eines erfolgreich gestalten können und obendrein nach 20 Begegnungen schon den dritten Trainer auf der Bank.
Doch Luis Figge warnt: „Die Karten werden neu gemischt!“ Warum? Weil die Truppe vom Deutschen Eck, der Mündung von der Mosel in den Rhein, „bisher hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben ist“, wie es 46ers-Coach „Frenki“ Ignjatovic nach dem dramatischen 74:69 am Samstag gegen die Eisbären Bremerhaven formulierte. Und weil sein langjähriger Freund Marco van den Berg in der drittgrößten Stadt von Rheinland-Pfalz seit einer Woche das Ruder übernommen hat. Aufstiegstrainer Pat Elzie musste am 4. Januar gehen, sein Assistent Yasin Turan schaffte in den darauffolgenden vier Partien mit nur einem Sieg (gegen Paderborn) bei drei Niederlagen ebenfalls keine entscheidende Wende. Er wird dem neuen niederländischen Headcoach aber als Assistent weiterhin zur Verfügung stehen.
Mit der Verpflichtung des Niederländers ist den EPG-Verantwortlichen ein Schachzug gelungen, der nicht nur in der Basketball-Szene für Aufsehen sorgte. Denn der 58-Jährige ist seit 2020 mit der ehemaligen Familien-, Arbeits- und Justizministerin Katarina Barley verheiratet. Die SPD-Politikerin ist die aktuelle Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Europawahl und eine von 14 Vizepräsidenten beziehungsweise -präsidentinnen des Europäischen Parlaments.
Van den Berg selbst war in seiner Heimat bereits Headcoach in Groningen, Zwolle, Nijmegen und Almere, parallel trainierte er das Oranje-Nationalteam von 2006 bis 2008. In Deutschland übernahm er 2011 die vakante Stelle in Bayreuth sowie 2015 und 2020 zweimal den Trainerposten in Trier. Zwischendurch leitete er Nachwuchs-Akademien in den Niederlanden, wo er 2011 und im Oktober 2023 als Schriftsteller auch zwei Bücher veröffentlichte.
„Unsere Freundschaft ruht für einige Tage“, hat Branislav Ignjatovic zuletzt darauf verzichtet, mit Marco van den Berg zu telefonieren. „Ab nächster Woche aber werden wir uns sicher wieder austauschen.“
Dass ein Trainerwechsel fast immer zu einem Ruck in einer Mannschaft führt, unterstrichen die EPG Baskets Koblenz am Sonntag bei ihrer 71:74-Niederlage in Frankfurt, wo sie sich erst nach zweimaliger Verlängerung geschlagen geben mussten. „Sie haben schon 57:52 geführt, ehe sie beim 57:57 das erste Mal in die Overtime mussten“, sah sich der 46ers-Coach das Drama in vier Akten, das beim 63:63 in die zweite Verlängerung ging, gemütlich zu Hause vor dem Fernseher an. „Koblenz verteidigt inzwischen sehr aggressiv und legt einen großen Willen an den Tag“, ist „Frenki“ Ignjatovic bewusst geworden, dass das Match am Mittwoch in der CGM-Arena ein hartes Stück Arbeit wird.
„Wir brauchen unter beiden Körben eine hohe Intensität“, verweist der Gießener Übungsleiter auf die stattliche Koblenzer Center-Garde um Ex-46ers-Akteur Maurice Pluskota, Gabriel de Oliveira und Moses Pölking, die gerade unter dem eigenen Brett mit bisher 508 eingesammelten Abprallern zu den Besseren der ProA zählt. Die 31-prozentige Trefferquote der EPG-Akteure von der Dreierlinie sowie nur 68 Prozent versenkter Koblenzer Freiwürfe sind allerdings ausbaufähig, mit 1528 selbst erzielten Punkten ziert der Neuling das Tabellenende im Unterhaus, von dem er im realen Spielbetrieb auf Rang 13 liegend mit sieben Siegen aus bisher 20 Partien noch sechs Zähler entfernt liegt.
Was nicht zuletzt daran liegt, dass mit Ryan Richmond seit wenigen Wochen ein US-Pointguard Regie führt, der bei seinen Stationen in Düsseldorf und Münster schon eindrucksvolle Statistiken ablieferte. Der 27-jährige Kanadier, der zuletzt in Spaniens zweiter Liga in bei Mellila Ciudad del Deporte unter Vertrag stand, ersetzt den kurzfristig wegen privater Probleme in die Staaten abgereisten David Sloan. Unterhalb der Festung Ehrenbreitstein außerdem zu beachten: Shooting Guard Leon Friederici, den „Frenki“ Ignjatovic einst in Heidelberg betreute, US-Shooter Robert Hall III, der früher für Bremerhaven auflaufende Regisseur Marvin Heckel sowie Small Forward Dominique Johnson, der schon für Chemnitz in Liga eins auf dem Parkett stand.
Sie alle stehen für Qualität, so dass Luis Figge mit Fug und Recht behaupten kann: „Die Karten werden neu gemischt!
05.02.24