Die Erleichterung war am Ende allen Beteiligten anzumerken. Mit 71:65 kämpften sich die LTi Giessen 46ers gegen Tabellennachbar Paderborn am achten Spieltag der Beko-BBL endlich zu ihrem ersten Saisonsieg und genossen im Anschluss sichtlich die Standing Ovations der 2950 Zuschauer. Nachdem man zuletzt schon zweimal denkbar knapp in der Verlängerung ohne Zählbares da stand, war die Bedeutung des Heimspiels gegen Paderborn entsprechend hoch, was über die gesamte Spielzeit auch beiden Seiten deutlich anzumerken war.
Held des Tages auf Giessener Seite war sicherlich Joe Werner. Der Power Forward lieferte seine bislang wohl beste Partie im 46ers-Dress ab, erzielte insgesamt 17 Punkte, 5 Rebounds und 2 Block-Shots, davon einen spielentscheidenden 30 Sekunden vor Schluss gegen Malik Moore beim Stande von 68:65. Im Gegenzug konnte Kevin Johnson nur durch ein Foul gestoppt werden und verwandelte einen der beiden fälligen Freiwürfe zum vorentscheidenden 69:65.
Von einem Matchwinner jedoch wollte Headcoach Vladi Bogojevic anschließend nichts wissen: „Joe Werner hat heute eine sehr starke Leistung gezeigt, aber Baskethall ist ein Teamsport und wir haben heute als Team gewonnen.“
Den Schlüssel dazu sah Bogojevic dabei in der Verteidigungsarbeit: „Ich habe vorher gesagt ein Sieg geht nur über die Defense und heute haben wir, bis auf einige Aussetzer, insgesamt wieder gut verteidigt und den Gegner unter 70 Punkten gehalten.“
Auch das Comeback von Point Guard Lorenzo Williams hat sicherlich seinen Teil zu diesem so wichtigen ersten Erfolgserlebnis beigetragen. Der noch 24jährige Aufbauspieler lieferte einen Tag vor seinem 25. Geburtstag eine solide Partie ab, war dabei insgesamt schon wieder knapp 24 Minuten auf dem Feld und sorgte nach seiner Einwechslung nach fünf Minuten im ersten Viertel (Austen Rowland hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sein zweites Foul kassiert) gleich für den nötigen Rückhalt und einen 9:3 Lauf der 46ers zum zwischenzeitlichen 13:7.
Doch wie auch in der Folgezeit der ersten Halbzeit sollte es den Hausherren nicht gelingen, Profit aus ihrem herausgespielten Vorsprung zu schlagen. Durch unnötige Turnovers oder überhastete Abschlüsse im Angriff gelang es den Gästen immer wieder aufzuschliessen und im zweiten Viertel nach einem Drieier von DeAndre Haynes sogar beim Stand von 23:24 erstmals die Führung zu übernehmen.
Zwar konnten die 46ers sich im Anschluss u.a. dank des ersten getroffenen Dreipunktewurfs (nach zuvor sieben Fahrkarten) die Führung zurück erspielen, doch Kevin Langford gelang für die Baskets mit Ertönen der Halbzeitsirene ebenfalls per Dreier die Pausenführung für Paderborn (32:35). Überhaupt waren die Dreier an diesem Tag nicht das Ding der 46ers: 3/14 Versuchen fanden am Ende lediglich ihr Ziel, die Gäste waren hier deutlich erfolgreicher (8/22).
In der zweiten Halbzeit blieb das Spiel dann bis in die Endphase ausgeglichen. Zwar hatten auch hier die 46ers immer mal wieder Oberwasser und lagen die meiste Zeit leicht in Führung, doch die Mittelhessen versäumten es immer wieder ihren Vorsprung auszubauen, während Paderborn im Gegenzug oft die richtige Antwort parat hatte.
So auch zu Beginn des dritten Viertels, als Joe Werner beim Stand von 38.40 erst per Dreier und anschließend per krachendem Dunking nach Assist von Zo Williams zum 43:40 die Osthallenstimmung aufheizte, im Gegenzug aber Paderborn durch einen Dreier von Moore postwendend wieder ausglich.
Da sich in der Folge kein Team mit mehr als vier Punkten absetzen konnte, entwickelte sich zum Ende hin ein wahrer Krimi, in dem Joe Werner letztlich die entscheidenden Akzente setzte.
Trainerstimmen:
Vladimir Bogojevic: „Dieser Sieg ist sehr wichtig für uns. Wir wissen jetzt wie es geht und das gibt uns hoffentlich viel Selbstvertrauen für die Zukunft. Das Spiel war sicherlich kein Leckerbissen, aber unser Sieg geht denke ich in Ordnung. Wir haben defensiv wieder eine gute Leistung gezeigt und den Gegner unter 70 Punkten gehalten. Dass unsere Offense noch nicht flüssig läuft hat denke ich jeder gesehen, die Neuzugänge müssen in den Trainingseinheiten noch weiter integriert werden. Joe Werner hat heute eine starke Leistung gezeigt, aber Basketball ist ein Teamsport und heute hat das Team gewonnen. Ich habe schon vorher gesagt, dass ein Sieg nur über die Defense kommt, und das hat die Mannschaft heute über weite Strecken, bis auf ein paar kleine Aussetzer umgesetzt.“
Olaf Stolz: „Glückwunsch an Giessen und Vladi Bogojevic. Entscheidend heute waren aus meiner Sicht die Offensiv-Rebounds und die vielen zweiten Ballbesitze für Giessen, sowie natürlich unsere Turnover-Quote. Die letzte Minute war natürlich taktisch geprägt, aber ich denke die vorentscheidenden Phasen waren vorher, einmal Mitte des dritten Viertels und einmal Mitte des vierten Viertels. Terence Dials hat erst zwei Trainingseinheiten mitgemacht. Ich denke er wird uns in Zukunft mit seiner Präsenz und seiner Erfahrung sehr helfen können.“
Punkteverteilung:
LTi Giessen 46ers: Teague (19), Werner (17), Jeffers (13), Johnson (13), Freese (4), Williams (3), Rowland (2), Kohlmaier, Weber.
Paderborn Baskets: Barrett (16), Langford (11), Lieneke (8), Haynes (8), Terwilliger (6), Moore (5), Simon (5), Dials (4), Oehle (2), Borha.
Alle Bilder: Mediashots Werbefotografie.