46ers-Kapitän Robin Benzing über den WM-Titel, Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic und die Aussichten für die kommende Saison
Joshiko Saibou nach Jena. Mike Zirbes nach Trier. Basti Doreth nach Nürnberg. Und Robin Benzing zu den JobStairs GIESSEN 46ers. Vier Hochkaräter, vier ehemalige Nationalspieler, verleihen der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA zur Saison 2023/24 Glanz.
Wir haben mit unserem 167-fachen Internationalen Robin Benzing nicht nur über die WM, sondern auch über seinen neuen Arbeitgeber und seinen Coach und väterlichen Freund „Frenki“ Ignjatovic, der ihn einst als 17-Jährigen in das Zweitliga-Team des TV Langen holte, gesprochen.
Robin, mit welchen Gefühlen hast du die WM verfolgt? Wehmütig, weil du nicht mehr zur Auswahl gehörst? Euphorisch, weil du dich noch immer als Teil des Teams fühlst? Oder aus einer gewissen neutralen Distanz?
Natürlich habe ich die WM euphorisch verfolgt. Jeder weiß, dass ich weiterhin Nationalmannschaft durch und durch bin. Irgendwie sind die Jungs alle meine Kinder. Ich habe alle Partien verfolgt und hatte viel Kontakt zu der Mannschaft. Ich freue mich riesig, es ist ein geiles Gefühl, dass sie Weltmeister geworden sind.
Wie spannend war dein erster Einsatz als ZDF-Experte während des Finales?
Mein erster Einsatz war echt cool, auch wenn ich die Atmosphäre vorher schon durch mein Experten-Dasein bei Magenta kannte. In den heiligen Hallen des ZDF sein zu dürfen, war natürlich eine große Ehre für mich. Ich denke, es kam gut rüber, dass inzwischen eine breite Masse in Deutschland vom Basketball begeistert ist.
Wie sehr hat es dich geärgert, dass die Basketball-WM kaum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Beachtung fand? Und konntest du deine Meinung dazu am Lerchenberg auch kundtun?
Dass die Öffentlich-Rechtlichen nicht viel Basketball zeigen, ist ja leider schon lange so. Es bringt nichts, sich zu ärgern, der Fokus muss darauf liegen, bestehende Möglichkeiten zu nutzen. Wir haben es im ZDF geschafft, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ich hoffe, dass es weiter vorangeht und wäre froh, wenn Basketball kommendes Jahr bei Olympia in Paris ebenfalls wieder viel und vor allem durchgängig übertragen wird.
Deutschland ist Basketball-Weltmeister geworden, weil …
… sie das beste Team des gesamten Turniers waren, homogen aufgetreten sind und harmonisch agiert haben. Alle kannten ihre Rollen, alle wussten, was sie zu tun hatten. Und mit Dennis Schröder hatte Deutschland den stärksten Spieler der WM in seinen Reihen. Er hat Unglaubliches geleistet und die Mannschaft grandios angeführt. Dennis ist verdient MVP geworden.
Zu deinem neuen Club, den JobStairs GIESSEN 46ers: Es geht das Gerücht um, du hättest den Club und nicht er dich kontaktiert. Kläre uns bitte auf, wie dein Weg an die Lahn wirklich war …
Im Sommer hören sich die Agenten um. So war es auch bei mir. Frenki und ich hatten schon lange Kontakt. Da ich mich auch letztes Jahr schon in Gießen fitgehalten habe, lag es nahe, dass mein Agent nochmals nachgefragt hat, wie die Situation in Gießen sei. So haben wir schließlich zusammengefunden.
Welche Rolle spielte in deinen Überlegungen Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic?
Frenki war ein riesengroßer Teil in meinen Überlegungen. Ich habe unter ihm in Langen erstmals als 17-Jähriger in der ProA spielen dürfen. Für mich schließt sich so der Kreis.
Die Erwartungen an dich sind groß. Wie gehst du damit um?
Ich freue mich, dass die Erwartungen groß sind. Ich liebe den Druck, ich liebe es, eine wichtige Rolle zu spielen und hoffe, der Mannschaft so gut es geht helfen zu können.
Du bist mit einer Verletzung aus Uruguay zurückgekommen. Wie ist dein Gesundheitszustand aktuell?
Ich hatte die Verletzung in Uruguay während der Runde und stand in den Playoffs wieder auf dem Feld. Aktuell ist mein Gesundheitszustand gut.
Ist die ProA nicht unter der Würde eines 167-fachen Nationalspielers?
Nein, das ist natürlich Quatsch. Ich freue mich auf die neue Herausforderung. Viele Mannschaften haben sich enorm verstärkt. Einige deutsche Nationalspieler sind hinzugekommen, auch viele gute Amerikaner bereichern die Liga, die die Fans denke ich zurecht als die stärksten 2. Liga aller Zeiten bezeichnen. Es wird eine echt tolle Runde, da bin ich mir sicher.
Was ist drin kommende Saison mit den 46ers? Andersherum gefragt: Wäre alles außer dem Erreichen des Playoff-Finales eine Enttäuschung für dich und vielleicht auch für deine Nebenleute?
Wir haben Ziele und wollen aufsteigen. Ich bin aber mit Aussagen zu solchen Erfolgen immer gerne ein wenig vorsichtig. Unser Ziel ist es zunächst, die Playoffs zu erreichen. Wenn wir das geschafft haben, sollten wir uns neue Ziele setzen. Die Saison ist lang, es kann viel passieren. Wir müssen gesund bleiben, brauchen Glück und eine gute Teamchemie. Auf dem Papier haben wir eine sehr gute Mannschaft, deshalb gehören wir auch zu den Favoriten. Aber es gibt viele andere, die ebenfalls aufgerüstet haben. In der Liga gibt es viele gute Teams. Ich will immer gewinnen und das Beste erreichen.
Du hast angeboten, das Kapitänsamt zu übernehmen. Warum?
Ich war jahrelang Kapitän der Nationalmannschaft. Ich bin der Älteste im Team, habe die meiste Erfahrung und sehe mich als verlängerten Arm des Trainers auf dem Feld. Ich freue mich riesig, dass ich dieses Amt übernehmen durfte.
Abschließend: Wie oft warst du schon zu Gast in der Osthalle? Ist die Atmosphäre dort wirklich etwas Besonderes?
Ich habe oft in der Osthalle gespielt. Ich hatte dort schwierige Partien und freue mich, endlich für und nicht gegen Gießen zu spielen. Ich hoffe auf eine ausverkaufte Halle und glaube, dass die kommende Saison echt klasse wird.
14.09.23