Thierno Agne sagte nach der Niederlage gegen Heidelberg vor zweieinhalb Wochen, dass man durch eine Niederlage immer noch am meisten lernt. Was wie eine Worthülse klingt, kann im Falle der GIESSEN 46ers als vorzeigbares Beispiel aufgeführt werden: Den lediglich 60 Punkten gegen die MLP Academics folgten mit 88 Punkten in Paderborn sowie den 83 Punkten in Cuxhaven die bislang besten Punkteausbeuten der Saison für die Mittelhessen.
„Man muss natürlich dazu sagen, dass wir in Paderborn 45 Minuten gespielt haben“, relativierte 46ers-Cheftrainer Denis Wucherer die Statistik mit einem Augenzwinkern und fügte hinzu. „Das hilft natürlich.“
Aber trotzdem: „In der Tat haben wir in Cuxhaven erstmals offensiv eine Qualität gezeigt, die wir so in dieser Saison noch nicht hatten. Besonders in der zweiten Halbzeit. Da hat einfach vieles zusammengepasst. Wir haben gute Entscheidungen getroffen und erkannt, was die Verteidigung vor hat. Dementsprechend haben wir dann reagiert und dazu dann auch die Würfe getroffen.“
Für die 46ers in dieser Kombination bislang eine eher ungewohnte Situation: „Bisher war es eben eher so, dass die Entscheidungen nicht gut waren oder wir die Würfe nicht getroffen haben. Am Samstag kam beides zusammen, dann kann es auch passieren, dass man gegen eine Mannschaft, die eigentlich gar nicht so schlecht ist, mit 25 Punkten Vorsprung gewinnt. Ähnlich wie der Sieg in Paderborn wird diese Erfahrung die Mannschaft weiterbringen und ihr ein gutes Gefühl geben.“
Das schon mehrfach zitierte kurze Gedächtnis der Mannschaft sowie ihre jugendliche Unbekümmertheit hilft dem Team, auch Rückschläge zu verkraften. „Ich glaube, generell machen wir uns vor den Spielen nicht sonderlich große Sorgen. Die Jungs gehen meist recht unbedarft in das Spiel rein.“
Das ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit, besonders, wenn man an die jeweils nicht einfachen Trainingswochen mit Blessuren oder personellen Engpässen denkt. „Ich glaube, die Jungs haben das Gefühl, dass wir ihnen eine gute Idee davon vermitteln, wie wir das jeweilige Spiel gewinnen können. Uns ist es immer wichtig, dass vor allem die Verteidigung so gut ist, dass sie zu jeder Zeit den Gegner kontrollieren kann und uns so der Gegner in einer schwächeren Offensivphase von uns nicht enteilt.“ Als bestes Defensivteam der Liga belegt auch die Statistik, dass der Plan aufgeht. Der 40-Jährige füngt hinzu: „Jeder glaubt an das was wir vorhaben, will sich in diesem System verwirklichen und das bestmögliche rauszuholen. Natürlich ist das aber nur eine Momentaufnahme, das kann sich ja auch immer schnell ändern. Zurzeit haben wir aber eine funktionierende Mischung.“
Auch das Fehlen von Center Rob Chubb kann bislang erstaunlich gut kompensiert werden. „Für jeden ist das ja auch eine Chance, schließlich ist die Rotation nun kürzer und jeder Spieler bekommt mehr Zeit auf dem Feld.“ Dennoch ist es für jeden eine positive Meldung, dass Chubb Fortschritte macht. „Rob arbeitet hart, Lukas Lai (Physio-Team Dirk Lösel | Therapie + Training) ist guter Dinge, dass er Anfang der kommenden Woche langsam wieder basketballspezifischere Dinge machen kann. Aber natürlich noch ohne Kontakt. Er wird weiterhin mit unserem Physio-Team arbeiten und muss schauen, dass er nicht zu viel Kondition verliert. Dann warten wir mal ab, bis er wieder ins Training einsteigen kann.“ Der Coach, der seiner Mannschaft nach dem Spiel am 23.12. in Nürnberg einige freie Tage gönnt, hofft darauf, dass Rob dann wieder ins Training einsteigen kann, wenn er aus der USA zurückkommt bzw. die Mannschaft kurz vor dem Jahreswechsel wieder ins Training einsteigt.
Doch trotz der positiven Momentaufnahme: Am Samstag steht ein neuer Gegner den 46ers gegenüber. Mit dem Team aus Gotha eine Mannschaft, die bislang sicherlich hinter den eigenen Erwartung zurückblieb. „Das ist eine solide bis gute Zweitligamannschaft, die wir auch erstmal schlagen müssen. Das wird nicht einfach. Wie immer müssen wir gut vorbereitet sein und jeder muss an seine Grenzen gehen. In der Kombination mit einem guten Gameplan haben wir dann eine Chance auch dieses Spiel zu gewinnen. Ein Selbstläufer wird aber auch das wahrlich nicht.“