Hans Brauer – Der Basketball-Verrückte

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Er sagt von sich selbst, dass er wohl ein bisschen verrückt sein muss. Verrückt nach Basketball. Verrückt danach, Spielerinnen und Spieler, Mannschaften besser zu machen. Verrückt auf erfolgreiches Coaching. Verrückt darauf zu unterrichten. Nur so ist es auch zu erklären, dass Hans Brauer, der letzte „Teilzeit-Trainer“ des Basketballbundesligisten MTV 1846 Gießen in den neunziger Jahren, immer wieder sein Köfferchen packte und von Marburg aus in die Sporthalle Ost eilte, wenn es in den acht Jahren ab 1990 in der Trainerfrage brannte.

Aktiv spielte der Oberstudienrat am Philippinum bis zur Regionalliga. Aber früh zeigte sich sein Faible für das Lehren. Bereits im zarten Alter von 15 Jahren brachte der Teenager dem Nachwuchs das Dribeln, Passen und Fangen bei. Sechs Jahre später war der Student für Sport und Geographie stolzer B-Schein-Inhaber und kümmerte sich sportlich um die Bundesliga-Damen der BG Marburg. Als Ende der 80er Jahre beim benachbarten MTV 1846 Gießen die Ära Lindenstruth/Hess/Dörr zu Ende ging und wie immer jemand mit Stallgeruch für die Nachfolge des sportlichen Leiters gesucht wurde, fiel die Wahl des Basketball-Bundesliga-Organisations-Teams (BBOT) auf Dieter „D“ Krausch. Dem früheren MTV-Aufbauspieler und erfolgreichen Jugendtrainer sollte Hans Brauer assistieren. Das war insofern zusätzlich praktisch, weil der Marburger gleich den wichtigen Marburger Jungspund Henning Harnisch im Auto mit zum Training bringen konnte.

Die Arbeit von „D“ war allerdings nur mäßig erfolgreich. Er quittierte nach einer Niederlage in Oldenburg vorzeitig den Dienst. „Linde“ übernahm wieder das Kommando, jedoch nur bis Saisonende. Dann sollte endlich ein US-Coach neuen Wind bringen. Noch heute umspielt ein wissendes Lächeln die Lippen jedes beteiligten, der sich an das ebenfalls kurze Wirken von US-Coach Charles Todd erinnert. Nach Todd folgte Trainer Mewes. Und wieder stand Brauer Gewehr bei Fuß um zu assistieren. Als auch Mewes sich nicht etablieren konnte, rückte der damalige Herzblut-Studienrat („Ich bin mit Leib und Seele Lehrer“) endlich ins erste Glied. Michael Müller übernahm den Posten des Co-Trainers.

Und Brauer mit seinem positiven Menschenbild („Ich wollte vor allem, dass die Spieler aus Überzeugung und Spaß das gemeinsam definierte Ziel verfolgen“) brachte einige Dinge in die Osthalle, die bis dahin unbekannt waren. Eher für die Randnotizen mag sich eignen, dass der Pädagoge immer ein paar Süßigkeiten im Koffer hatte, um auch einmal eine Situation entspannen zu können. Bemerkenswerter dürfte schon eine Brauer´sche Aktion sein, die weder vorher noch später je wieder gesehen wurde. Am Ende eines auch damals schon vorkommenden Grotten-Spiels der von ihm geführten Mannschaft nahm Brauer eine Auszeit, strafte die an den Spielfeldrand kommenden Akteure mit Nichtbeachtung, schnappte sich das Mikrofon und entschuldigte sich bei den zahlenden Gästen für die unterirdisch schlechte Vorstellung seiner Mannschaft.

Aber derartige Vorkommnisse waren längst nicht die Regel. As ein unvergessener Höhepunkt in den Annalen der 46ers gilt immer noch die Play-Off Serie gegen Berlin, als die Osthalle wie ein einstudierter Chor in jeder Auszeit „Allways look on the bright side of life“ intonierte. Bis 1998 trainierte Brauer die 46ers, unterbrochen von Kurzgastspielen der Trainer Hannes Neumann und Armin Andres. Wann immer der Ruf aus Gießen kam, war Hans Brauer zur Stelle.

Aber auch jetzt dreht er weiter das Basketball-Rad. In Marburg baut der zweifache Vater von (natürlich) Basketball verrückten Kindern derzeit ein Leistungszentrum für den Damen-Basketball auf, verhandelt in dieser Causa mit dem Kultusministerium wegen des angeschlossenen Internats, konferiert mit Minister Volker Bouffier, bastelt an einem Lebenswerk. An seine Gießener Jahre erinnert sich Hans Brauer immer noch gerne, aber in dem heutigen Showbusiness würde er sich wohl nicht mehr wohl fühlen. Denn das mit dem Spaß am Basketball ist seinen Eindrücken zufolge zu sehr vom Blick auf das Geld verdrängt worden.

Text: (wol)

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