(Foto: Laurin Sondermann)

Herzklopfen am Welttag des Herzens

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Beim 66:64 gegen die PS Karlsruhe LIONS fahren die GIESSEN 46ers den ersten ProA-Saisonsieg ein.

Am Welttag des Herzens haben es die GIESSEN 46ers so spannend gemacht, dass ihre Anhänger Herzklopfen bekamen. Anfangs herzerfrischend, später herzlos und am Ende mit viel Herzblut fuhren sie den ersten Saisonsieg in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA ein, der Trainer Branislav Ignjatovic später in der Pressekonferenz wirklich zu Herzen ging: „Ich habe mich heute gefühlt wie vor zwei Jahren bei meinem ersten Heimspiel. Auch damals hatten wir den Auftakt auswärts vermasselt, auch damals standen wir mächtig unter Druck, auch damals haben wir es unendlich spannend gemacht“, fühlte sich der Cheftrainer der GIESSEN 46ers zurückversetzt auf jenen 9. Oktober 2022, seinen 55. Geburtstag, an dem den Mittelhessen wenig gelang und erst Stefan Fundic per Buzzer-Beater-Dreier aus Downtown den 82:81-Erfolg über die Artland Dragons eintütete. 

Auch am Sonntag bedurfte es einer Energieleistung des Altmeisters, um eine gute Woche nach der Abreibung in Kirchheim und einem zwischenzeitlich fast schon vernichtenden 17-Punkte-Rückstand doch noch in die Spur zu finden. Spielerisch wenig glanzvoll, lange ängstlich im Abschluss, aber mit Power und Willen an beiden Brettern sowie einem Fight, dem sich Vorjahresmeister PS Karlsruhe LIONS doch noch beugen musste. Mit 66:64 (26:38) behielten „Frenkis“ Männer schließlich die Oberhand. In einer Partie, in der es keinen Schönheitspreis zu gewinnen gab, in der die eigenen Quoten eigentlich niemals dazu angetan waren, erfolgreich zu sein, die jedoch – getragen von Fans, die 40 Minuten lang bedingungslos Gas gaben – wie ein Aufbruch zu neuen Ufern wirkte. 

„Basketball ist eben doch Kopfsache“, wusste Ignjatovic, dass die 46ers zwar ordentlich in die Partie gefunden hatten, schnell 7:0 durch Mladen Vujic führten, die Gäste erst nach 321 Sekunden erstmals erfolgreich waren, beim 11:11 das Match aber schon ausgeglichen gestalteten. 

„Wir hatten am Anfang viel Energie, wurden danach aber immer nervöser“, hatte nicht nur Regisseur Simon Krajcovic eine, wie „Frenki“ Ignjatovic später urteilte, „bockschlechte erste Hälfte“ erwischt. 

„Wir haben viel zu oft falsche Entscheidungen getroffen. Die Partie war echt zerfahren“, wusste auch Kapitän Robin Benzing zunächst keine Lösung. Karlsruhe, das kurzfristig neben Mike Miller auch noch auf Melvin Jostmann (Knöchel) und O`Shawen Williams (Rücken) verzichten musste, legte einen 12:0-Lauf aufs Osthallen-Parkett, lag nach einer Viertelstunde mit 23:12 vorne und sah nach einem Airball von Viktor Kovacevic, zwei unnötigen Ballverlusten von Simon Krajcovic und einem Technischen Foul gegen Branislav Ignjatovic, der sich echauffiert hatte, weil die Refs einen derben Rempler von Karlsruhes Lachlan Dent gegen Krajcovic ungeahndet ließen, beim 38:26 zur Pause schon wie der sichere Sieger aus.

Auch als Roland Nyama bei einem Solo die Uhr aus dem Blick verlor und die „Löwen“ im Gegenzug auf 43:26 stellten, gab kaum mehr einer der Zuschauer einen Pfifferling auf die Hausherren, die sich, besonders in Person von Roland Nyama, plötzlich aber gegen die drohende Niederlage stemmten. Der Deutsch-Kameruner, vor dem Wechsel ängstlich beim Abschluss und fahrig in seinen Aktionen, drehte mit 14 Punkten, vier Rebounds und einen Steal auf, wollte sich später aber – bescheiden wie immer – nicht als Gamechanger bezeichnen lassen. „Ohne Simon Krajcovics Coolness und Überblick hätten wir das Match niemals gedreht“, gab der 31-Jährige die Blumen an den Slowaken weiter, der anfangs völlig neben sich stand, der am Ende jedoch mit zahlreichen cleveren Pässen, von denen in erster Linie Roland Nyama und Mladen Vujic profitierten, auf sich aufmerksam machte.

Nach einem 16:0-Lauf im dritten Viertel hatten sich die Hausherren durch Mladen Vujics Über-Kopf-Hakenwurf sowie Robin Benzings spektakulärem Unterhand-Korbleger auf 52:50 zu Beginn des Schlussabschnitts wieder nach vorne gearbeitet. Auch ohne den am Knöchel verletzten Aiden Warnholtz, der zuvor noch mit zwei Dreiern für Jubel gesorgt hatte, bliesen die 46ers zur Aufholjagd, die über die Stationen 59:52 (Dreier Simon Krajcovic, 34.) und 65:60 (Abstauber Mladen Vujic, 37.) schließlich zum Erfolg führte. Weil Robin Benzing 14 Sekunden vor dem Ende einen Freiwurf zum 66:64-Endstand versenkte und wenig später die Kugel auch noch per Steal eroberte, so dass Karlsruhes letzte Offensiv-Aktion wirkungslos verpuffte. 

„Vor uns liegt noch eine Menge Arbeit“, wusste Roland Nyama den wenig überzeugenden, am Ende hauchdünnen, für die Zukunft aber eminent wichtigen Erfolg richtig einzuschätzen. Es war ein Erfolg, der am Welttag des Herzens so manchem Fan echt Herzklopfen bereitet hatte …

Gießen: Warnholtz (8), Ziring, Castlin (8), Benzing (10), Maier (3), Figge (2), Müsse (n.e.), Nyama (14), Kovacevic (2), Vujic (12), Krajcovic (7). 

Karlsruhe: Herzog (22), Ndi (4), Dent (7), Pisic, Roschnafsky (n.e.), Tunstall (7), McDonnell (5), Ani, Haarmann (5), Albus (14). 

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Kyle Castlin, Robin Benzing, Roland Nyama, Mladen Vujic, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Simon Krajcovic (35:32 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Jonathan Maier (8).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Robin Benzing (5).
  • Unsere höchsten Führungen: 7:0, 3. Minute, 59:52, 34. Minute.
  • Unsere erfolgreichste Serie: 16:0 zum 44:45.
  • Unsere emotionalen Beobachter: 1402 Zuschauer in der Osthalle.
  • Unser nächster Auftritt: Samstag, 5. Oktober, 19.30 Uhr bei den Uni Baskets Münster.

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