(Foto: Thore Bischoff)

Ignjatovic verspricht „einen großen Fight“

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Die JobStairs GIESSEN 46ers gastieren am Sonntag (17 Uhr) im ProA-Gipfel bei Tabellenführer RÖMERSTROM Gladiators Trier

Stefan Fundic sah aus, als habe ihn gerade ein Schwinger von Mike Tyson überrascht. Dunkle Augenränder, Veilchen links, Veilchen rechts. Der Big Man der JobStairs GIESSEN 46ers hatte wieder einmal alles gegeben. Sich reingehauen. Und eingesteckt. Das sechste Double-Double dieser Saison in der BARMER 2. Basketbal-Bundesliga ProA hatte Spuren hinterlassen. Doch schon 24 Stunden nach dem 72:70 gegen die Bozic Estriche Knights Kirchheim gab der serbische Muskelmann Entwarnung. „Ich kann trainieren, ich kann spielen, alles in Ordnung, es waren halt nur ein paar Hiebe, mehr nicht!“ Wohl dem, der so einstecken kann.

Auch bei Luis Figge waren die Spuren des abendlichen Fights nicht zu übersehen. Humpelnd und durch Physio Ronny Delius getaped bahnte sich der Matchwinner den Weg durch die applaudierenden Gäste des VIP-Raums hin zum kalt-warmen Buffet, an dem Gastropate Markus Urich noch einige Leckereien für die Profis bereitgestellt hatte. Schon im ersten Viertel war der Small Forward mit dem linken Fuß umgeknickt, hatte aber – Adrenalin-betäubt – fast 21 Minuten bei acht Punkten, sechs Rebounds, zwei Assists und zwei Ballgewinnen bis zum Ende durchgehalten und schließlich auch noch den Fehlwurf von Simon Krajcovic trotz klaren Fouls von Michael Millet spektakulär zum Siegtreffer korrigiert.

„Luis braucht solche Spiele. Er gibt immer Vollgas. Die letzte Aktion wird ihm einen Schub für die kommenden Partien verleihen“, war sich der gebürtige Korbacher des Lobes seines Cheftrainers „Frenki“ Ignjatovic gewiss. Ehe Figge am späten Donnerstagabend Entwarnung gab: „Ich werde spielen können, habe Glück gehabt. Nur der Muskel ist ein bisschen gezerrt.“

Patient Nummer drei verfolgte das muntere Treiben am Mittwochabend leidenschaftlich und in Sportklamotten von der Ersatzbank aus. Der kleine Finger der linken Hand bereitet Robin Benzing weiter Probleme, er möchte nichts überstürzen. Dass er sich gegen Kirchheim zwar aufwärmte, danach aber auf einen Einsatz verzichtete, war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Mit seinem Tipp zum Spielausgang („Wenn ich nicht auflaufe, gewinnen wir wie in Vechta und im Artland immer mit einem Punkt Unterschied“) lag der 34-Jährige minimal daneben, was er verschmerzen konnte. „Die Jungs haben das klasse gemacht.“ Ob der 167-fache Nationalspieler am Sonntag (17 Uhr) bei Tabellenführer RÖMERSTROM Gladiators Trier auflaufen wird, steht laut Ignjatovic noch in den Sternen. „Robin ganz allein wird das entscheiden.“

Egal ob mit oder ohne Benzing: Der Auftritt an der Mosel wird der härteste und herausforderndste der gesamten Saison, was den Cheftrainer allerdings reizt: „Ich freue mich auf diese Partie. Es wird für uns alle ein tolles Erlebnis werden, vor 5000 Besuchern aufzulaufen. Wegen solcher Partien sind wir Sportler geworden.“ Dass ein Tabellendritter beim Spitzenreiter als Außenseiter antritt, lässt der 57-Jährige nicht gelten: „Ich setzte mich nicht für einen Ausflug in einen Bus, sondern um zwei Punkte mitzubringen. Auch beim Primus, auch bei einem top-besetzten und ebenfalls top-trainierten Team. Trier ist verwundbar, das wollen wir aufzeigen.“

Branislav Ignjatovic denkt dabei besonders an den letzten Auftritt des Ex-Erstligisten am Mittwoch beim 96:92-Erfolg in Karlsruhe, als die Männer des nach einem 13-jährigen Aufenthalt in Japan an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrten Coaches Don Beck acht Minuten vor Schluss noch mit 67:82 und auch 122 Sekunden vor dem Ende noch mit 87:92 zurücklagen, im Badischen aber mit einem abschließenden 9:0-Lauf noch den Kopf aus der Schlinge zogen.

„Ich bin stolz auf meine Mannschaft und weiß, dass sie auch in Trier alles geben wird. Unsere äußerst unglückliche und durch einige sehr fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen zustande gekommene 81:85-Hinspielniederlage haben sie jedenfalls nicht vergessen“, verspricht der Mann aus Belgrad allen Fans einen „großen Fight.“

Der auch nötig sein wird, denn die „Gladiatoren“ sind nicht erst seit der für den verletzten Marcus Graves notwendigen Nachverpflichtung des letztjährigen Gießener Regisseurs Jordan Barnes, der in seinen bisherigen zwölf Matches für die Moselaner im Schnitt gut 16 Punkte und fünf Assists zum Gelingen beitragen konnte, bestens besetzt. Die Liste der Spieler, die die Konkurrenten beeindrucken, führt Maik Zirbes an, der nach elf Jahren in seine Heimat zurückgekehrt ist. Zwischendurch stand der ehemalige National-Center in Bamberg, bei Roter Stern Belgrad, Maccabi Tel Aviv, Guangxi Weizhuang in China, Olimpija Ljubljana, Shabab Al Ahli in Dubai und zuletzt bei Benfica Lissabon unter Vertrag.

Unterstützt wird der 33-Jährige unter den Brettern von Marco Bacak, den auch „Frenki“ Ignjatovic gerne verpflichtet hätte, der im Sommer die Artland Dragons aber verließ, um in Trier anzuheuern. Moritz Krimmer, der aus Nürnberg kam, und Marten Linssen, der zuvor in Düsseldorf aktiv war, runden die Liste der deutschen Big Man ab, so dass der Gießener Coach schwärmt: „Kein anderes Team hat solche Waffen unter den Körben und solch eine hohe deutsche Qualität.“

Dass Point Guard Evans Rapique (zuvor Mitteldeutscher BC) einen deutschen Pass besitzt, erhöht die Trierer Flexibilität bei den internationalen Spots, die ebenfalls herausragend besetzt sind. Allen voran mit dem ehemaligen Kapitän der iranischen Nationalmannschaft, Behnam Yakhchali, der ebenfalls aus Weißenfels kam. Der 28-jährige Shooting Guard steht in Trier durchschnittlich 28 Minuten auf dem Parkett und sorgt für 15 Punkte. Der ehemalige Hagener US-Boy J.J. Mann kam aus Mexiko an die Mosel. Der 32-Jährige, der schon in Österreich, Dänemark, Portugal, Belgien und dem Kosovo aktiv war, kommt auf im Schnitt 29 Minuten Einsatzzeit bei elf Zählern. Abgerundet wird der edle Gladiatoren-Kader mit Forward Clay Guillozet (kam aus Luxemburg), der von der Dreierlinie in der Lage ist, 37 Prozent seiner Würfe zu versenken.

Sie alle treffen auf motivierte 46ers-Profis, die am Sonntag im Liga-Spitzenspiel laut „Frenki“ Ignjatovic Teil eines ganz großen Spektakels“ sein wollen …

 

05.04.24

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