(Foto: Tobias Kröher)

Keine Geschenke an „Frenkis“ Heiligabend

Vorlesen:

Die JobStairs GIESSEN 46ers verlieren auch das zweite Gipfeltreffen innerhalb von nur vier Tagen in Jena mit 86:95

Am dritten Jahrestag der Erstürmung des Kapitols in Washington ist es den JobStairs GIESSEN 46ers nicht gelungen, die Sparkassen-Arena in Jena einzunehmen. Im Gegensatz zu Donald Trump, dem Strippenzieher hinter den Angriffen auf die Demokratie, gaben sich die Verlierer des Samstags aber geläutert und erkannten ihre Niederlage an.

„Wir haben nun mal nicht die Qualität in der Breite. Unsere kleine Rotation gibt oft nicht mehr her. Nach dem Halbfinal-Einzug in der vergangenen Saison sind bei uns die Erwartungen natürlich gestiegen, aber ich sehe: Wir sind ein Playoff-Kandidat, mehr nicht“, hatte Gäste-Coach Branislav Ignjatovic die bittere Realität schnell eingeholt. Vier Tage nach dem 81:85 gegen die RÖMERSTROM Gladiators Trier verloren seine Männer auch das zweite Gipfeltreffen in der ersten Woche des neuen Jahres mit 86:95 (36:43) bei Medipolis SC Jena und mussten konstatieren, in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA den Anschluss nach ganz oben erst einmal eingebüßt zu haben.

„Das Match war wie im Boxen ein Schwergewichtskampf“, zollte Hausherren-Trainer Björn Harmsen, der selbst in der Saison 2011/12 in der Osthalle auf der Bank gesessen hatte, Gießen „jede Menge Respekt“, bekannte aber auch, dass „wir am Ende unter beiden Körben die besseren Entscheidungen getroffen haben.“

Für die wohlwollenden Worte des 41-Jährigen konnte sich „Frenki“ Ignjatovic nichts kaufen, was er auch unverhohlen zugab: „Ich bin echt traurig, denn irgendwie fühle ich mich im gleichen Film wie gegen Trier. Wir hatten auch Siegchancen, es war ein offener Schlagabtausch“, bilanzierte der Serbe, der jedoch wusste, dass seine Jungs dabei die Majorität an Fehlern, an falschen Entscheidungen, ja an Unzulänglichkeiten auf ihrer Seite hatten.

„91 Gegenpunkte sind definitiv zu viele“, wusste deshalb auch Stefan Fundic, dass wie schon so oft in dieser Saison das 46ers-Manko unter dem eigenen Korb lag. Mit 36:29 ging die Rebound-Statistik eindeutig an die Thüringer, die loslegten wie die Feuerwehr, durch den anfangs kaum zu stoppenden Ex-Frankfurter Rasheed Moore schnell mit 7:0 in Führung lagen und diesen Vorsprung über weitere Strecken (19:12, 41:34, 48:41) auch verteidigten.

Hinzu kam, dass bei den Gästen mit dem rasch hoch foulbelasteten Duane Wilson der bisher beste Punktesammler lange auf der Bank schmoren musste. Dass Roland Nyama nach einem Hieb des bulligen Rafael Alberton blutüberströmt liegenblieb und mit einem großen Pflaster am Kopf und einer leichten Gehirnerschütterung in Halbzeit zwei nicht mehr auflaufen konnte. Dass Luis Figge seit Wochen seiner Form auf beiden Seiten des Feldes hinterherläuft. Und dass sowohl die Freiwurfquote (acht von 14) als auch die Bilanz von jenseits der 6,25-Meter-Linie (20 Prozent nach null von acht in Durchgang eins) einer Spitzenmannschaft unwürdig waren.

„Jena hat alle Big Shots reingemacht, wir eben nicht. So einfach ist das“, arbeitete sich auch „Frenki“ Ignjatovic an der Mängelliste seiner Truppe ab, die dennoch spätestens ab Mitte des dritten Viertels eine reelle Siegchance besaß. Dejan Kovacevic, der in nur zwölf Minuten auf dem Feld mit acht Punkten und zwei Rebounds gefiel, und der starke Regisseur Simon Krajcovic, der ein Double-Double aus zweistelligen Werten als Scorer und Assist-Geber produzierte, hatten die Gäste mit zwei von nur vier erfolgreichen Dreiern bei immerhin 20 Versuchen auf 54:56 (27.) herangebracht, ehe Stefan Fundic mit acht Zählern in Serie quasi im Alleingang auf 65:65 (31.) stellte.

Als Dejan Kovacevic bei seinem zweiten Dreier zum 68:68 vor Freude ausflippte und Duane Wilson sogar die 70:69-Führung markierte, „lag das Momentum kurz auf unserer Seite“, wie es Stefan Fundic später formulierte. Ein eher ungewollter Tip-in durch Dejan Kovacevic zum 76:75 ließ die 46ers, begleitet von rund 80 lautstarken Fans, weiter an den ersten Erfolg gegen einen der Großen in dieser Saison glauben, doch als Duane Wilson zwei Freiwürfe vergab, bekam Jena wieder Oberwasser.

Ein Dreier von Luis Figge sprang wieder aus der Reuse, Robin Benzing, der sich mit mehreren spektakulären Soli Respekt verschafft hatte, sah sich Flopping-Vorwürfen der Refs ausgesetzt, Luca Kahl handelte sich in nur sechs Minuten seines Mitwirkens das fünfte Foul ein – und schon lagen die Saalestädter eine Minute vor Schluss mit 88:82 vorne.

Als Tina Turners „You′re simply the best, better than all the rest” aus den Lautsprechern der Sparkassen-Arena dröhnte, hatte Jena den sechsten Sieg in Folge eingefahren. Den Gießens Center Jonathan Maier aber nicht überbewerten wollte: „Zum jetzigen Zeitpunkt interessiert mich der Blick auf die Tabelle überhaupt nicht. Was zählt, ist einzig und alleine das Ende der Hauptrunde.“ Und bis dahin, das wusste auch „Frenki“ Ignjatovic, „ist es noch lange hin.“ Auch wenn seine Jungs dem orthodoxen Christen an seinem Heiligen Abend, dem 6. Januar, kein Geschenk gemacht hatten.

 

Jena: Francis (20), Lodders (4), Hinton (19), Alberton (2), Moore (16), Saibou (19), Bank (2), Haukohl (2), Herrera (6), Radojicic (5).

Gießen: Wilson (10), Crews (4), Benzing (14), Maier (9), Figge (4), Kahl (2), Kovacevic (8), Nyama, Krajcovic (21).

 

5 gute 46ers-Zutaten

Zuschauer: 2661

Zuversicht: 21 Punkte von Simon Krajcovic

Zugriff: 8 Rebounds von Stefan Fundic

Zuarbeit: 11 Assists von Simon Krajcovic

Zukunft: Samstag, 13. Januar, 19 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – RASTA Vechta II

 

07.01.24

Letzte News