„Konzentrieren uns auf uns selbst“

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Anfang Oktober des vergangenen Jahres begann die BBL-Saison 2007/2008 für das Gießener Bundesligateam mit dem Spiel gegen einen bis dato noch weitgehend unbekannten Gegner. Die BG 74 Göttingen, seinerzeit als Liganeuling an die Lahn gereist, überraschte die 46ers mit ständigem Durchwechseln der auf dem Parkett stehenden Formation und mächtig viel Pressverteidigungsdruck übers ganze Feld. Am Ende entführten die „Veilchen“ bei ihrem 88:81-Sieg zwei Punkte aus der Sporthalle Gießen-Ost. Wenn die Göttinger Mannschaft am Samstag (8. November, Sprungball um 20 Uhr) zum zweiten Mal in der Heimspielstätte der LTi 46ers antritt, ist seit dem erwähnten Aufeinandertreffen mehr als ein Jahr vergangen. Die Aufstiegseuphorie an der Leine ist zwar längst verflogen und im Gegensatz zu damals sind auch schon einige Spiele in dieser Saison über die Bühne gegangen, doch so ganz genau weiß die sportliche Leitung des Gießener Teams auch diesmal nicht, was sie erwartet.

Denn am Samstagabend empfangen die LTi 46ers eine Mannschaft, die gestern Abend beim 91:79-Pokalsieg in Bremen (gehört zum Führungsquartett der 2. Liga ProA) nach einer fast dreiwöchigen Spielpause wieder ins Geschehen eingegriffen hat. Erst fünf Punktspiele haben die Göttinger in dieser Saison bestritten, das letzte am 18. Oktober bei den DEUTSCHE BANK SKYLINERS in Frankfurt. Die BG gewann die Partie mit 64:61. Anschließend pausierte man, weil sowohl zuhaus als auch auswärts (Berlin) die Spielhallen an den ursprünglich vorgesehenen Austragungsterminen nicht zur Verfügung standen.

Noch ein anderer Grund erschwerte die Vorbereitung auf den morgigen Gegner: Beim Spiel in Frankfurt zog sich Göttingens bis dato überragend aufspielender Neuzugang Clif Brown im letzten Viertel der Begegnung einen Mittelhandbruch zu, als er beim Versuch einen „loose Ball“ zu erhechten in die erste Stuhlreihe der Ballsporthalle in Frankfurt-Höchst krachte. Die Göttinger Verantwortlichen gingen tags darauf von einer rund sechswöchigen Pause für den US-Combo-Forward aus, der im Sommer aus der ersten israelischen Liga (Hapoel Galil Elyon) zur BG gewechselt war und in den ersten fünf Spielen zum Führungsspieler, mit Abstand besten Punktesammler (18,2 pro Spiel) und Rebounder (7,8 pS) des BG-Teams avancierte. Beim Cupspiel in Bremen fehlte Brown, und auch morgen in Gießen wird der 24-Jährige wohl nicht dabei sein können.

Abzuwarten bleibt, inwieweit der verletzungsbedingte Ausfall ihres Topscorers die Niedersachsen handikapt, und ob das Team von Coach John Patrick in der Osthalle womöglich mit neuen Offensivvarianten aufwartet. In Bremen sprangen im Angriff in erster Linie Charles Lee (Guard, 20 Punkte), der schon seit der letzten Saison in Göttingen beheimatete Ben Jacobson (Guard, 18 Pkt.), Chris Oliver (Forward, 14 Pkt.), Roderick Trice (Guard, 13 Pkt.) und Kyle Bailey (Guard, 11 Pkt.) in die Bresche. Letzterer war in diesem Sommer an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Bereits 2006/2007 war Bailey in Göttingen auf Korbjagd gegangen. Der 26-Jährige hatte seinerzeit einen riesengroßen Anteil am Aufstieg in Liga eins, der außerordentlich souverän mit einer Bilanz von 56:4 Punkten unter Dach und Fach gebracht wurde. In der vergangenen Spielzeit lief Bailey für ratiopharm Ulm auf. In 18 Partien erzielte der 1,89m große Guard 12,6 Punkte pro Spiel, kam darüber hinaus auf 3,4 Assists und 3,0 Rebounds. Auch in Göttingen hat der aus dem US-Bundesstaat Alaska stammende Bailey seine Vielseitigkeit demonstriert: 13,2 Punkte, 4,6 Rebounds und 3,8 Assists pro Partie konnten bislang für den Spielmacher notiert werden.

Mit Guard Roderick Trice und Forward Chris Oliver hat sich die BG 74 mit zwei Top-Spielern der vergangenen ProA-Saison verstärkt. Trice wurde für seine Leistungen bei den Cuxhaven Baskets in der letzten Saison zum „Spieler des Jahres“ gewählt, Oliver belegte den zweiten Rang. „Rocky“ Trice spielte übrigens am gleichen College (South Carolina) wie Ex-46er Chuck Eidson. Oliver musste einige Wochen pausieren, Ende August hatte er sich in einem Vorbereitungsspiel gegen Ludwigsburg einen Mittelfußknochen angebrochen, seit Anfang Oktober ist er aber wieder einsatzfähig. Eine Woche vor dem Saisonstart gaben die Göttinger noch zwei weitere Neuverpflichtungen für die Außenpositionen bekannt: Der 23-jährige US-Amerikaner Charles Lee, der schon lange auf der Wunschliste von Coach Patrick stand, verfügt bereits über Erfahrung aus der israelischen und der belgischen Liga. Sein Landsmann John Little (zuletzt für die Northern Iowa University in der NCAA aktiv) wurde als Backup auf der Pointguard-Position ins Team geholt.

Während sich die Gießener Verteidigung auf einen mit pfeilschnellen Spielern besetzten Göttinger Backcourt einstellen muss, bekommen es „Flo“ Hartenstein und Kollegen am Brett mit Jason Miller zu tun. Der 2,08 Meter große US-Center wechselte von Absteiger Jena ins Patrick-Team und hat bislang durchschnittlich 10,8 Punkte und 5,8 Rebounds zu Buche stehen. Bei der Pokalpartie in Bremen wurde Miller laut einer Meldung auf der BG-Website von Magen-Darm-Problemen beeinträchtigt, in 18 Minuten kam der 27-Jährige auf keinen Punkt.

„Wir konzentrieren uns auf uns selbst, versuchen, das durchzuziehen, was wir im Training erarbeitet haben“, möchte LTi 46ers-Assistenzcoach Gerald Wasshuber in der Vorausschau den Fokus gar nicht so sehr darauf richten, was beim Gegner passiert. Die eigenen Stärken zur Schau stellen ist am Samstag folgerichtig angesagt. Und da gilt es für das Team der LTi 46ers vor allem, die am Dienstag beim Pokalspiel in Jena (77:58) gezeigte Defensivleistung zu bestätigen, nachdem man in den vorangegangenen drei Bundesligaspielen im Schnitt 85 Punkte kassiert hatte. Sollte es der Cote-Truppe morgen gelingen, in der Defensive ähnlich gut zu harmonisieren wie in Jena oder beim ersten Saisonheimsieg gegen Bonn, dürfte eher mit einer punktearmen Partie zu rechnen sein, denn auch die weiterhin gerne Press über das ganze Feld verteidigenden Göttinger haben in ihren bisherigen fünf Saisonspielen allergrößten Wert darauf gelegt, nicht allzu viele Körbe eingeschenkt zu bekommen. Mit im Schnitt nur 66 Gegenpunkten pro Spiel sind sie statistisch gesehen augenblicklich sogar das abwehrstärkste Team der Liga.

Das Vorhaben, gegen Göttingen Saisonsieg Nummer drei und nach zwei Niederlagen in der Vorsaison den ersten Sieg überhaupt einzufahren, muss die Gießener Bundesligatruppe ohne Danny Lewis in Angriff nehmen. Der 38-jährige Spielmacher hat muskuläre Probleme im Rückenbereich und fällt für die morgige Begegnung aus.

Die Abendkasse öffnet um 18.30 Uhr.

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