Offensivspektakel endet mit Niederlage

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Die LTi GIESSEN 46ers warten weiter auf ihren ersten Auswärtssieg in der laufenden Beko Basketball Bundesliga-Saison. Nach den Heimsiegen gegen die Spitzenteams aus Quakenbrück und Oldenburg unterlagen die LTi 46ers am Samstagabend vor offiziell 2600 Zuschauern in der Tübinger Paul-Horn-Arena den gastgebenden WALTER Tigers mit 97:105 (42:45).

Das ohne Stevan Tapuskovic (Grippe) und Viktor Jacovic (Leistenbeschwerden) zur Partie des 13. Spieltages ins Schwabenland gereiste Team um Cheftrainer Vladimir Bogojevic legte im „Tigerkäfig“ los wie Feuerwehr: In den ersten anderthalb Minuten der Partie fanden die ersten drei Dreipunkteversuche (Teague 2, Johnson) den Weg durch die Tigers-Reuse, Gießen führte somit schnell mit 9:4. Auch nach der ersten Auszeit, genommen von Tübingens Coach Igor Perovic, lief es zunächst weiter wie am Schnürchen für die Mittelhessen, die in der ersten Hälfte auf dem rutschigen Boden allerdings einige Male Probleme mit der Standfestigkeit hatten. David Teague traf aus dem Dribbling heraus aus der Mitteldistanz, obwohl er beim Versuch, vor dem Wurf hochzusteigen, mit seinem rechten Fuß wegrutschte und dabei obendrein noch von seinem Gegenspieler gefoult wurde (16:12/5.).

In Person von Jannik Freese wurde auch in der gegnerischen Zone gepunktet (23:19/9.). Aber es war vor allem die Präzision, mit der die 46ers ihre Wurfversuche aus dem Drei-Punkte-Land einnetzten, die für großen Jubel bei der mitgereisten Anhängerschaft sowie ungläubiges Staunen bei den Heimfans sorgte: Austen Rowland und Max Weber (letzterer in der Schlussekunde des ersten Viertels) schraubten die Gießener Zwischenbilanz bei den Dreiern auf sagenhafte sechs Treffer bei acht Versuchen. Mit einer 29:22-Führung ging es in die Viertelpause.

Wurden die Schwächen im 46ers-Spiel bis dahin noch durch die hervorragende Dreierquote kaschiert, sollte dies sich in den folgenden Minuten ändern. Einen 8:2-Lauf der Tübinger in der Anfangsphase des zweiten Spielabschnitts konnten die LTi 46ers durch ein Drei-Punkte-Spiel von Johannes Lischka und zwei weitere Dreier (Rowland, Lischka) noch kontern (40:33/16.). Während sich die Trefferquote der Bogojvic-Truppe von jenseits der 6,25m-Linie nun aber – kaum überraschend – nach unten (2 von 7 in Viertel zwei) bewegte, fielen die zu vielen und überwiegend unerzwungenen Ballverluste (zehn vor der Pause, nicht wenige davon durch Schrittfehler) sowie das oftmals zu langsame Umschalten des Gießener Teams vom Angriff in die Verteidigung (zehn Fastbreakpunkte für die Tigers in Hälfte eins, kein einziger aus einem Schnellangriff resultierender Korb für die Gäste) zunehmend stärker ins Gewicht. Mit einem 12:0-Punkte-Lauf übernahmen die nun offensiv wie defensiv deutlich entschlossener als die 46ers agierenden Tübinger das Kommando auf dem Parkett und die Führung (45:40/19.).

Die WALTER Tigers nahmen den Schwung aus der Endphase von Hälfte eins auch mit in die zweite Halbzeit. Romeo Travis (2x) und Dane Watts (1x) trafen Dreier und brachten die Gastgeber erstmals mit mehr als zehn Punkten Differenz in Front (55:44/23.). Wenige Sekunden zuvor hatte Gießens Power Forward Joe Werner nach einem nur dreisekündigen Kurzeinsatz mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld gemusst: Das Kraftpaket war nach einem verworfenen Freiwurf von Austen Rowland beim Kampf um einen Offensivrebound unglücklich auf dem Boden aufgekommen und mit dem Fuß umgeknickt.

Trotzdem fand die Gießener Fünf in der Folge wieder besser ins Spiel hinein. Auch an die in den ersten zehn Minuten gezeigte Dreierwurfleistung konnten die Jungs um Point Guard Lorenzo Williams wieder anknüpfen: Drei Treffer bei drei Versuchen waren im dritten Viertel zu verzeichnen, im Endeffekt fanden sehr gute 15 von 24 Dreipunkteversuchen des Gießener Teams ihr Ziel – vor allem Power Forward Kevin Johnson zeigte sich an diesem Abend äußerst treffsicher, versenkte vier seiner fünf Würfe „from downtown“. Ein Unsportliches Foul von Kenneth Williams gegen den an ihm vorbei zum Korb gezogenen Maurice Jeffers wandelten die 46ers in fünf Punkte um (Jeffers-Freiwürfe, Teague-Dreier zum 51:57/25.).

Auf weniger als fünf Punkte (57:62/27., 61:66/29.) sollte das Team aus der Lahnstadt in einem Offensivfestival allerdings nicht mehr an den Gegner herankommen. Was einerseits mit der schwachen Gießener Freiwurfausbeute im dritten Viertel (vier Treffer bei zehn Versuchen) zu tun hatte, andererseits aber auch ganz einfach daran lag, dass die Hausherren in kritischen Situationen meistens die bessere Antwort parat hatten. Vor allem der im Sommer von ALBA Berlin nach Baden-Württemberg gewechselte Routinier Aleksandar Nadjfeji (24 Punkte, 8 Rebounds, 4 Assists) demonstrierte offensiv ein ums andere Mal, dass er an Spielstärke kaum etwas eingebüßt hat. Aber auch der Aufbauspieler der Tigers, Branislav Ratkovica, machte die Gießener Aufholbemühungen mit wichtigen Dreiern zum 79:70 (34.) und 92:83 (38.) zunichte. Die 46ers versuchten daraufhin nach dem Prinzip „schnelle Abschlüsse im Angriff, schnelle Fouls in der Verteidigung“ das Ruder noch herumzureißen, der Erfolg blieb jedoch aus.

Vladimir Bogojevic äußerte sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wie folgt: „Ich kann mich nicht erinnern, ein Spiel, in dem meine Mannschaft 97 Punkte erzielt hat, trotzdem verloren zu haben. Wir haben uns auf einen Shoot-Out eingelassen, was absolut nicht unsere Absicht war. Auf Tübinger Seite haben heute Spieler Leistungen abgerufen, die diese so in dieser Saison noch nicht gezeigt hatten; ihre Trefferquote von der Dreipunktelinie von 46 Prozent ist sehr beachtlich. Mit unserer Defensivleistung bin ich überhaupt nicht zufrieden. Als wir das Momentum auf unsere Seite gebracht hatten und am Gegner dran waren, haben wir es verpasst noch näher heranzukommen. Was auch daran lag, dass Sascha Nadjfeji immer dann wichtige Körbe oder Assists beigesteuert hat, als Tübingen die Punkte brauchte. Wir müssen uns jetzt wieder auf unsere Stärken besinnen und uns daran erinnern, wie wir vor dieser Partie heute gespielt haben. Wir müssen bis Mittwoch (09.12., dann gastieren die LTi 46ers bei den New Yorker Phantoms Braunschweig statt; die Nachholpartie des achten Spieltages beginnt um 19 Uhr in der Volkswagenhalle) wieder dahin kommen, wenig Punkte zuzulassen. Dass wir die Qualität haben, viele Punkte zu machen, hat man auch heute wieder gesehen. (Zu Joe Werners Verletzung:) Joe ist umgeknickt. Momentan kann ich noch nicht sagen, wie schwer die Verletzung ist.“

Punkteverteilung LTi GIESSEN 46ers: Williams (2), Johnson (14), Kohlmaier, Theilig (n. e.), Lischka (14), Rowland (8), Weber (3), Teague (24), Freese (16), Jeffers (16), Werner.

WALTER Tigers Tübingen, beste Werfer: Nadjfeji (24), Ratkovica (19), Travis (17), Jenkins (15), Watts (14), Williams (10).

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