(Foto: Sven Kuczera & MARCO KESSLER | MEDIASHOTS)

Rackelos-Managerin Anne Leinweber – Die Beständigkeit in Person

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Die Managerin der Depant GIESSEN 46ers Rackelos ist seit Tag eins die Verantwortliche des Gießener Farmteams. Vier Playoff-Einzüge kann sich Anne Leinweber auf ihre Visitenkarte schreiben und gilt dabei auch bei den Trainern und Spielern als Vertrauensperson. Ob bei Heim- oder Auswärtsspielen, die gesamte Teamorganisation sowie die Belange der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB obliegen ihrer Obhut. Zeit, sich über diese Zeitspanne und die schwierige Spielzeit auszutauschen. 


Anne, du bist seit Beginn mit den Depant GIESSEN 46ers Rackelos verflochten. Wie würdest du die Entwicklung des Farmteams über diese Zeit beurteilen? Und woran machst du diesen beständigen Erfolg mit der Playoff-Qualifikation fest?

Ich glaube, dafür gibt es nicht nur „den einen“ Faktor. Die Rackelos haben einen klaren Ausbildungsauftrag für die 46ers und bestehen aus zwei Drittel „jungen gießener Wilden“, die unentgeltlich und mit viel Liebe zum Sport, Team- und Kampfgeist gemeinsam mit Spielern, die den Sport bereits als Profis bestreiten, an den Start gehen. Fairerweise muss man sagen, dass gemessen an der Tabellenplatzierung, die Rackelos in den vergangenen Jahren eigentlich auch immer „überperformed“ haben. Das wurde nie forciert; ist aber das Ergebnis vieler verschiedener Faktoren, wie bspw. der Teamzusammenstellung – ein guter Mix aus jungen Spielern der Stadt und der Region und Spielern, die sie führen und in ihrer Entwicklung fördern können. Rolf und Lutz hatten hier immer ein sehr gutes Händchen und Köpfchen. Ich glaube, es war immer wichtig, dass man ein wettbewerbsfähiges Team zusammenstellt, bei der die Ausbildung der jungen Spieler im Fokus steht und bei dem eine gute Bilanz zwischen Siegen und Niederlagen erreicht werden konnte. Ein Team, das gefüllt ist mit Spielern, die wirklich gerne zusammen auf dem Parkett stehen. Ich glaube, dass Rolf und Lutz auch immer die richtige Ansprache zu den Jungs gefunden haben, einen bestimmten Zugang, der Vertrauen schafft und wodurch sie in der Lage waren, Spieler individuell zu fördern, als Team zusammenzuschweißen und dem Ausbildungsauftrag, immer im Rahmen der hiesigen Möglichkeiten, gerecht werden konnten. Außerdem ist es etwas Besonderes für ein Farmteam, dass es mit allen gemeinsam – vom Gesellschafterkreis über die Geschäftsstelle, Sponsoren, Partner, Fans – gelungen ist, die Rackelos mit einer eigenen Identität am Standort zu etablieren. Das ist nicht selbstverständlich für eine „zweite Mannschaft“ wie sie die Rackelos sind. 

In dieser Spielzeit war es doch sehr speziell. Keine Zuschauer, ein blutjunges Team und eine große Rotation bei den Imports. Könntest du uns diese Saison mal kurz umreißen?

Ja, das war schon alles sehr abenteuerlich und besorgniserregend. Ich muss ehrlich sagen, dass ich im Sommer vergangenen Jahres nicht sicher war, ob die Pandemie es überhaupt zulassen würde, dass gespielt werden würde. Es gab lange Zeit keine Gewissheit darüber, wie die Dinge laufen könnten. Viel Verunsicherung, viele Unklarheiten – wie in allen Lebensbereichen. Die Liga war hier eine wirklich gute Stütze. Sie hat uns alle gut informiert, immer wieder virtuell zusammengebracht und die Teams hatten dadurch einen sehr intensiven, stetigen und guten Austausch miteinander. Als klar war, dass es los gehen würde, hatte Rolf bereits einmal auf den Importpositionen wechseln müssen und wir sind mit Doche und Taylor in eine Saison gestartet, die ohne Zuschauer stattfand und die uns alle direkt nach dem zweiten Spiel durch einen an Corona erkrankten Spieler 14 Tage in Quarantäne versetzt hat. Das war schon sehr hart. Als klar war, dass uns Alex und Jeril aus persönlichen Gründen wieder verlassen würden und Rolf Donte Nicholas für das Team begeistern konnte, hat es nicht mehr lange gedauert und die Rackelos haben ihren Headcoach „verloren“. Natürlich mit großer Freude für Rolf aber ich denke, es war von großer Bedeutung, dass Ivi und Lutz mit Unterstützung von Brandon als vertraute Konstanten das Team zu dem Zeitpunkt übernommen und weiter geführt haben. Ich war mir zwischenzeitlich nicht sicher, wie das Team das alles so wegstecken würde. Dabei ging es nicht um Siege oder Niederlagen, sondern um das Miteinander und um ihre Entwicklung als Team und individuell. Aber ich bin sehr stolz auf alle „Rackelichen“. Insbesondere auf die jungen Spieler, die schon in dieser außergewöhnlichen Saison zum Kader gestoßen sind und dadurch vielleicht etwas früher als erwartet Verantwortung übernommen und zum Gesamterfolg beigetragen haben. Ich bin dankbar für jeden einzelnen in dieser Saison, ob Führungsspieler, die Jungs „von der Bank“, den kompletten (Trainings-)Kader. Das war ganz großes Kino und ich bin froh, dass wir alle so weit gekommen und – bis auf die eine Erfahrung mit Corona – gesund geblieben sind. 

Mit dem Livestream von Top-Partner flashlight Veranstaltungstechnik konnten die JobStairs GIESSEN 46ers die Rackelos wenigstens ein bisschen in die Wohnzimmer bringen. Wie wurde dieser Stream angenommen? Und welche Herausforderungen brachte dieses Vorhaben mit sich?

Ich bin Arwed Fischer und seinem Team von flashlight sehr dankbar dafür, dass sie diesen Stream und somit eine Art „Fenster in die Osthalle“ in`s Leben gerufen haben. Die Qualität, die hier auch durch die Kommentatoren Simon, Lukas und Thorsten gegeben war, hat mich beeindruckt und suchte wirklich ihresgleichen. Und das war alles nicht leicht! Ich weiß nicht, wie viele Stunden das Team von flashlight dafür aufgebracht hat, um den Stream derart zeigen zu können. Angefangen bei der Internetleitung der Sporthalle Gießen-Ost, die uns vor große Herausforderungen gestellt hat, über den langen Weg auf der Lösung des Rätsels, wie die Daten aus dem Scouting, Spielstand, Zeit, etc. grafisch im stream dargestellt werden können, welches wir abends unter der Woche gemeinsam mit dem Scouting stundenlang getestet haben – das alles war wirklich kompliziert und alles andere als leicht. Aber insbesondere Manuel Greim von flashlight hat nie locker gelassen und dieses Projekt von Woche zu Woche verbessert und angepasst. Das durchweg positive feedback in Form von Klicks und Nachrichten, etc. gebührt flashlight, Simon, Thorsten und Lukas!

Leider mussten unsere Rackelos in der Endrunde die Segel streichen. Am Ende sollte in einer starken Gruppe ein Do-or-Die-Spiel über das sportliche Schicksal entscheiden. Wir habt ihr das alles erlebt und verarbeitet? 

Das war natürlich schon traurig. Ist es immer wieder! Auch wenn ab dem Zeitpunkt der Playoffs klar ist, dass es jederzeit vorbei sein kann, ist es immer noch Mal ein anderes Momentum, wenn man dann wirklich ausscheidet. Ich glaube, gerade vor dem Hinblick des oben beschriebenen, wären wir alle gerne noch ein bisschen weiter gegangen, weil es außergewöhnlich und besonders war, unter all den Gesichtspunkten, die ich oben angeführt habe, überhaupt so weit gekommen zu sein. Wenn sich das alles nach ein paar Tagen gesetzt hat, ist man nur noch stolz und froh über diese Saison und alle im Team. 

Wenn man dich kennt und weiß wo dein Platz während eines Heimspiels ist (hinter der Bank), wie sehr fiebert man eigentlich mit? Und wann würde man in so manchen Situationen am liebsten selber eingreifen? 

Tatsächlich bin ich ganz froh, dass man mich da nicht immer sieht. (lacht) Ich habe am Spieltag schon morgens nach dem Aufstehen so ein ganz bestimmtes Gefühl, das einfach „Gameday“ heißt. Ich kann das nicht beschreiben aber das ist so eine positive Grundanspannung, die einen so durch den Tag trägt und die sich auch erst nach Spielende langsam legt. Manchmal tut einem alles weh vor lauter Anspannung vom Tag. Ich bin vor dem Spiel meistens noch gut zu sehen weil ich in den Vorbereitungen die ganze Zeit von a) nach b) durch die Halle flitze und wenn ich dann hinter der Mannschaftsbank sitze und es los geht, bin ich voll im Spiel. Ich habe niemals den Wunsch, persönlich einzugreifen – haha – aber ich bin bei aller Emotion auf meinem Bänkchen auch sehr damit befasst, Trainer zu besänftigen (schmunzelt) und ein Auge darauf zu haben, dass alle alles haben und alles funktioniert. 

Eine abschließende Frage zu deinen Depant GIESSEN 46ers Rackelos. Wie stolz macht es einen eigentlich, wenn man ein Crowdfunding für dieses Team veranstaltet und die Endsumme mühelos dank aller Beteiligten geschafft wird?

Das war insgesamt eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich weiß noch, wie wir immer bei einem neuen Spendeneingang alle ganz aufgeregt waren und uns alle jeden Morgen neu upgedatet haben. Das hat mich sehr bewegt und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung. Nochmals danke an alle, die dieses Team unterstützt haben! Das war wirklich sehr „rackelich“ besonders.

Vielen Dank, Anne!

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