Der Unterschied zwischen den Leistungen, die die LTi GIESSEN 46ers im bisherigen Saisonverlauf zuhause und auswärts gezeigt haben, könnte größer kaum sein. Einer Heimausbeute von 6:4 Punkten stehen 0:14 Zähler auf fremdem Parkett gegenüber. Erklären lässt sich diese Diskrepanz, die schon in der letzten Saison zu beoachten war, nicht. Klar ist aber, dass angesichts der wenig erfreulichen Auswärtsbilanz die Heimauftritte des Basketball-Bundesligisten von der Lahn zunehmend an Bedeutung gewinnen. Am morgigen Nikolaustag steht das nächste Spiel auf gewohntem Terrain auf dem Programm. In der Partie gegen TBB Trier (Beginn um 20 Uhr, Sporthalle Gießen-Ost, die Abendkasse öffnet um 18.30 Uhr) möchte der Tabellen-17. einen Schritt raus aus dem Rotlichtbezirk der Tabelle machen.
Vorausgesetzt das Gießener Team zeigt sein Heimgesicht, kann dies gelingen, zumal die Moselstädter auswärts zuletzt ebenfalls schwächelten. Die mit 12:12 Punkten auf Tabellenplatz zehn liegenden Trierer gewannen zwar zwei ihrer ersten drei Saisonspiele in der Fremde, gingen anschließend auswärts aber viermal in Folge leer aus. Zuletzt musste die Mannschaft des belgischen Coaches Yves Defraigne (43) durch eine deutliche 66:91-Niederlage bei den Paderborn Baskets das Aus im Pokalwettbewerb hinnehmen.
Ähnlich wie die LTi 46ers präsentierten sich die Trierer bei ihren bisherigen Heimauftritten größtenteils von ihrer besseren Seite: Dem 72:70 über den Tabellenzweiten Oldenburg ließ man vor einer Woche einen 92:85-Sieg gegen den Pokalsieger Artland Dragons folgen. Aus der Mannschaft der vergangenen Spielzeit sind nur noch einige, mitunter sehr talentierte, deutsche Nachwuchsspieler wie etwa der 18-jährige Jugendnationalcenter Maik Zirbes sowie TBB-„Urgestein“ und Mannschaftskapitän James Gillingham, der gegen die Dragons 25 Punkte erzielte, im Team verblieben. Defraigne setzte bei seinen Neuverpflichtungen fast ausnahmslos auf Spieler, die bereits Erfahrung im europäischen Klubbasketball gesammelt haben. Der 22-jährige Jamal Shuler ist der einzige College-Rookie im Team. Der sehr athletische Shooting Guard kommt bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von 30 Minuten auf zehn Punkte pro Spiel.
Der älteste und interessanteste Neuzugang des Trierer Teams ist der US-Amerikaner George Evans (37). Seine für einen Profi-Basketballer ungewöhnliche Lebensgeschichte (als Soldat der US-Armee kämpfte er unter anderem im Golfkrieg und in Somalia, wurde erst mit 30 Jahren Basketballprofi) war einer wöchentlich erscheinenden deutschen Sportzeitschrift sogar eine Doppelseite wert. Der 2,03m große Power Forward/Center war zu Saisonbeginn am Sprunggelenk verletzt, gab erst vor zwei Wochen bei der 78:89-Niederlage in Berlin sein BBL-Debüt im TBB-Trikot. 11,5 Punkte und 4,5 Rebounds stehen für ihn nach zwei Spielen zu Buche. Defraigne, der den beweglichen wie kräftigen Routinier aus vier gemeinsamen Jahren im belgischen Mons genauestens kennt, schreibt Evans eine Schlüsselrolle in seinem neuen Team zu.
Ein weiterer Neuling, der ebenfalls in Berlin sein erstes Spiel im Trierer Dress absolvierte, ist Kevin Houston. Mit der nachträglichen Verpflichtung des Small Forwards, dessen Vertrag zunächst bis zur Weihnachtspause läuft, haben die TBB-Verantwortlichen Mitte November auf den verletzungsbedingten Ausfall von Norman Richardson reagiert. Der 31-jährige Houston spielte zuletzt beim französischen Erstligisten SIG Basket Strasbourg. In der Saison 2006/2007 machte der 1,97m große US-Amerikaner mit französischer Staatsbürgerschaft im Team von Dexia Mons-Hainaut im Uleb-Cup auf sich aufmerksam, kam dort im Schnitt auf 18 Punkte und sechs Rebounds.
Triers Topscorer nach dem ersten Drittel der Hauptrunde heißt Chris Copeland. Der 2,03 m große Power Forward, in der letzten Saison noch für den holländischen Erstligisten Matrixx Magixx Nijmegen aktiv, erzielte bislang 16,4 Punkte pro Partie, ist damit hinter dem Nördlinger Omari Westley (18,1) der zweiterfolgreichste Punktesammler in der BBL. In dem 2,06m großen Center Maksym Shtein (10,1 PpS, kam aus Frankfurt), TBB-„Urgestein“ Gillingham (9,6 PpS, der 27-jährige Shooting Guard ist seit 2004 im Team) und dem von den Köln 99ers nach Trier gewechselten US-Pointguard Derek Raivio haben die Trierer BBL-erfahrene Spieler in ihren Reihen. Der 24-jährige Raivio scheint mit seinem Milchbubi-Gesicht kein Wässerchen trüben zu können, zeigt sich im Vergleich zu seinem ersten BBL-Jahr in Köln bislang aber klar verbessert: Durchschnittlich 14,6 Punkte (bei einer 40-prozentigen Dreiertrefferquote) und 3,6 Assists werden für ihn augenblicklich notiert. In Tyrone Riley (6,2 PpS, 3,6 RpS) kann Coach Defraigne auf einen sehr beweglichen US-Combo-Forward zurückgreifen.
Auf Seiten der LTi 46ers ist nicht sicher, ob Routinier Gerrit Terdenge in der Partie mitwirken kann. Der 33-jährige Power Forward hat muskuläre Probleme im Rückenbereich, die ihn schon bei der letztwöchigen 56:65-Niederlage in Nördlingen beeinträchtigten und dazu führten, dass er in der zweiten Hälfte nicht mehr eingesetzt werden konnte.