Am Sonntag (15 Uhr) gegen RASTA Vechta II fordert „Frenki“ Ignjatovic von seinen GIESSEN 46ers den dritten Sieg in Serie.
Auf dem Tisch der Pressekonferenz im Castello standen drei Tassen mit dem Logo der ART Giants Düsseldorf. Als die Trainer ihre Statements beendet hatten, fragte „Frenki“ Ignjatovic, ob das Geschenke seien. „Ich dachte nur, weil es ja hier bei euch auch nichts zu trinken gibt …“ Pressesprecher Patrick Boch, sichtlich verdutzt, nickte. „Nimm ruhig.“ Der Cheftrainer der GIESSEN 46ers ließ sich nicht zweimal bitten, schnappte sich zwei der drei Kaffee-Pötte und schenkte sie seinen beiden Freunden Sima und Djura, die in den Stadtteil Reisholz gekommen waren, um ihren alten Kumpel aus Belgrader Zeiten wieder einmal live zu erleben.
Es waren die Geschenke zwei und drei, die die „Giganten“ dem Serben an diesem Abend gemacht hatten. Erst der beim 102:51-Erfolg höchste Auswärtssieg, der Branislav Ignjatovic in inzwischen bald 27 Jahren im Trainergeschäft je widerfahren ist, dann die zwei Henkelmänner. Die Rückreise durch die Nacht, die Teammanager Jan Heppner dem 58-Jährigen auch noch mit einem eher schmucklosen Pappdeckel voller Pizza versüßte, konnte beginnen …
Am kommenden Sonntag, und darauf legt „Frenki“ großen Wert, „ist es mit den Präsenten vorbei.“ RASTA Vechta II stellt sich ab 15 Uhr in der Osthalle vor, was eigentlich nach dem 98:74-Erfolg über den BBC Bayreuth sowie dem geschichtsträchtigen Auftritt am Rhein nach dem dritten Gießener Husarenritt in Folge gegen ein Team, das noch punktlos ist, klingt. Doch weit gefehlt. „Vergangenes Jahr haben wir schon mal geglaubt, die einfach so wegfegen zu können. Am Ende aber stand ein eher mäßiger Auftritt von uns und eine 90:91-Heimniederlage“, erinnert sich Ignjatovic „mit Grausen“ an jenen 13. Januar dieses Jahres, als seine 46ers mit zittrigen Händen RASTA-Man Roman Bedime im Spiel seines Lebens Sekunden vor Schluss den siegbringenden Move gestatteten und „Frenki“ hernach von einem „offensichtlichen Qualitätsproblem meiner Mannschaft“ sprach.
Die Zeiten gehören der Vergangenheit an. Jenes Team, das einst im Winter gegen Vechta von Beginn an zappelig, ungeordnet und fahrig der Musik hinterherlief, hat ein Facelifting erhalten. Und sich nach einer ebenso kurzen wie durch Verletzungen geprägten Vorbereitung endlich gefunden. Drei Siege aus den letzten vier Partien in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA stehen für den Altmeister zu Buche, dessen Serie lediglich getrübt wurde durch eine 90:91-Niederlage in Münster, die so unnötig wie ein Kropf war, weil Mladen Vujic kurz vor dem Ende ein scharfes Zuspiel von Kevin McClain nicht ordentlich zu fassen bekam. Aber: Alles Schnee von gestern …
Die Realität ist die BBL-Reserve, der BBL-Unterbau, die BBL-Kaderschmiede aus dem Oldenburger Münsterland, die nach vier sehr deutlichen Niederlagen in Bremerhaven (64:111), gegen Trier (84:112), in Karlsruhe (71:95) und bei den Artland Dragons (62:99) beim 89:91 nach Verlängerung gegen die EPG Guardians Koblenz einen klaren Aufwärtstrend verriet. Und dies, obwohl mit Luc van Slooten (Finger), Justin Onyejiaka (Hüfte), Roy Krupnikas (Aufbautraining), Marko Petric (Knie) und nach wenigen Minuten auch Linus Ruf (Knöchel) wichtiges Personal fehlte. US-Rookie Luke House, erst wenige Tage zuvor von der Drexel-University in Philadelphia ins RASTA-Nachwuchsprogramm befördert, markierte auf Anhieb 26 Punkte. Außerdem angelten sich Linus Trettin und Karl Bühner jeweils zwölf Rebounds.
„Für uns heißt es einzig und allein, seriös aufzutreten, den Gegner nicht zu unterschätzen und einen weiteren Schritt nach vorne zu machen“, stellt „Frenki“ Unmissverständlich klar, dass „ich natürlich gegen einen Kontrahenten, der noch sieglos anreist, einen Sieg sehen will.“ Vechta, so Ignjatovic, habe Talent, seine Mannschaft habe aber jede Menge Qualität. Die Kapitän Robin Benzing und dessen Mitstreiter, von denen lediglich der am Sprunggelenk operierte Aiden Warnholtz fehlen wird, auch zeigen wollen. Solide, stabil, wie immer mit Leidenschaft und Einsatzwillen. 51 Punkte Differenz, wie in Düsseldorf, werden es aber sicher nicht mehr werden.
Was nach einem Eintrag in die Geschichtsbücher klang, ist nach dem Blättern in eben jenen Werken aber nur noch relativ. In der Saison 1973/74 fertigte der MTV 1846 Gießen erst Bayern München mit 122:32 und dann die BG Augsburg mit 127:43 ab. Zwei Jahre zuvor gab es einen 139:59-Erfolg über und einen 123:57-Sieg beim BC Darmstadt, in der Spielzeit 1969/70 ein 123:47 gegen den TV Kirchheimbolanden. Insgesamt endete acht Partien mit einer Differenz von 60 Punkten und mehr. Der Auftritt in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen wird trotzdem in Erinnerung bleiben, keine Frage. Der am Sonntag gegen RASTA Vechta II hoffentlich auch …