(Foto: Jan Huebner)

Sie nannten ihn „Tono“ – Das slowakische Power-House Anton Gavel

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Anton Gavel gehörte zur Playoff-Mannschaft der GIESSEN 46ers, die 2005 bis ins Halbfinale vorstieß und zuvor Köln um Granden wie Saša Obradović aus dem Weg räumte. Dass „Tono“, so sein Spitzname, dort auf Augenhöhe parierte, beeindruckt bis heute. Der gebürtige Slowake war damals erst 21.


BBL-Spiele für Gießen: 69

Position: Point Guard

Punkte pro Spiel: 14.1

Trikot-Nummer: #5

Karrierestationen ab 2006: Polaris Murcia, Aris Thessaloniki, Brose Baskets, FC Bayern München


Wie alles begann

Im Alter von 15 Jahren wechselte Anton Gavel zur BG Karlsruhe. Dort bekam er nicht nur das Rüstzeug zum späteren Basketball-Profi. Er erlernte auch die deutsche Sprache in Windeseile und schloss 2004 sein Abitur ab. Bereits in dieser Spielzeit kam er in der Bundesliga auf 18 Einsätze, bei denen er im Schnitt 28 Minuten auf dem Parkett stand. Satte 38 waren es Ende November 2003 beim Heimspiel gegen Gießen, denen er 21 Punkte, 5 Assists und 5 Steals einschenkte. Der Trainer, der ihm so viel Vertrauen gab, war Stefan Koch. Der gebürtige Mittelhesse wechselte im Sommer 2004 zurück nach Gießen und überzeugte auch Gavel von einem Engagement an der Lahn.

Eine geile Zeit

Quelle: Jan Huebner

Diesen Durchbruch in Karlsruhe unterschlägt man leicht, mauserte sich Gavel doch bereits ein Jahr später in Gießen sogar zum Anführer eines Playoff-Teams. Dass das mit einem noch jüngeren Guard als Back-up gelang, Heiko Schaffarztik, macht diese Leistung noch bemerkenswerter. Hinter Lou Campbell und Chuck Eidson war Gavel Punktelieferant Nummer drei beim Überraschungsteam, das als Tabellen-Sechster der Hauptrunde Köln im Viertelfinale 3:2 schlug. Im von Verletzungen und Abgängen geprägten zweiten Jahr war er mit 16 Zählern sogar Topscorer seiner Farben. Beim im Kampf um den Klassenerhalt immanent wichtigen Auswärtserfolg in Quakenbrück sorgte Gavel mit 31 Punkten fast im Alleingang für den Sieg. Die Fans fieberten über Premiere Sport im Fernsehen live mit.

Erst Struggle, dann BBL-Legende

Nach seiner Zeit in Gießen verschlug es „Tono“ zunächst nach Murcia. Bei einem Auswärtsspiel in Barcelona wurde er von mehreren 46ers-Fans besucht, die sich eigens das Trikot seines damaligen Arbeitgebers besorgt hatten. Danach zog es ihn nach Thessaloniki. Richtig wollte die internationale Karriere aber nicht zünden. Im Herbst 2009 war Gavel vereinslos und wurde von Bamberg zunächst für einen Monat für den verletzten John Goldsberry verpflichtet. Der „Notnagel“ entpuppte sich im Frankenland als perfekte Ergänzung. Vier deutsche Meisterschaften und drei Pokalsiege später wechselte er zum großen FC Bayern. Dort folgte 2018 mit dem Double die Krönung. Mit 33 Jahren verkündete der Defensivspezialist danach sein Karriereende. Später coachte er das Ulmer ProB-Team, gegenwärtig sogar deren BBL-Vertretung ratiopharm ulm. Sportdirektor bei den Spatzen ist Thorsten Leibenath – „Tonos“ Co-Trainer aus seligen Gießener Tagen, in denen er mit Heiko und den anderen Jungs nicht selten im altehrwürdigen Musikkeller Haarlem für Furore sorgte.

Text: Sebastian Kilsbach

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