Am Ende prangte ein 108:96 zugunsten der Gastgeber ALBA BERLIN auf der Anzeigetafel. Ein Ergebnis, das von einem enorm schnellen und angriffslustigen Match mit den GIESSEN 46ers zeugte. Vor 11.217 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena mussten die 46ers auf ihren wertvollen Kapitän John Bryant (Achillessehnenreizung) verzichten, konnten aber dennoch mit einer guten Teambalance bis ins Schlussviertel mithalten. Gleich sieben Spieler der Freyer-Truppe punkteten zweistellig, allen voran David Bell (18 Punkte) und Larry Gordon (17 Punkte). Die souverän agierenden Berliner stellten mit Martin Hermannsson (19 Punkten) und Luke Sikma (12 Punkte, 10 Rebounds, 7 Assists) aber die beherrschenden Spieler auf dem Court und errangen so den insgesamt verdienten Sieg.
Nach drei sieglosen Spielen in Folge und 12 Tagen Ruhepause reisten die siebtplatzierten GIESSEN 46ers nach den Feiertagen in die Hauptstadt, um im Auswärtsspiel gegen die gerade im Pokal gegen Bayern München siegreich gewesenen Albatrosse ihre Außenseiterchance zu nutzen. Dass man in Berlin seit 22 Jahren nicht mehr gewonnen hatte und zudem der wegen einer Achillessehnenreizung ausfallende John Bryant heute nicht helfen konnte, führte nicht dazu, dass man das Spiel vorzeitig aus der Hand gab. Immerhin war man gemeinsam mit den Hauptstädtern das Team in der Liga, das die meisten Assists und Punkte pro Spiel vorzuweisen hatte.
Mit dem Selbstbewusstsein eines Playoff-Anwärters ging man mit David Bell, Siyani Chambers, Max Landis, Benny Lischka und Mahir Agva in die Partie.
Rookie Jonas Mattisseck, der Mann der Stunde bei ALBA BERLIN, eröffnete jedoch direkt mit einem Dreier und machte auch im weiteren Verlauf der Anfangsphase klar, dass Berlin auch heute das gewohnt schwere Pflaster werden sollte. Benjamin Lischka war es, der mit energischen Layups die Pace auf Gießener Seite hochhielt, dennoch nach zwei Minuten mit 9:4 ins Hintertreffen geriet. Landis mit einem Dreier vom Parkplatz sowie gleich zwei Körbe in Folge von Larry Gordon stellten den Anschluss an die Favoriten aus der Hauptstadt her (14:12, 6.). Chambers und Thomas sorgten für die nächsten Gießener Zähler zum 19:16 (7.), woraufhin Martin Hermannsson jedoch einen ALBA-Run dirigierte, der maßgeblich zum ersten Viertelstand von 27:18 führte.
Mahir Agva hatte die letzten Punkte des ersten und nun auch die ersten Punkte des zweiten Viertels zu verzeichnen und verkürzte so kurzzeitig auf 27:20. Die Highspeed-Basketballer von Alba-Coach Alejandro Garcia Reneses agierten daraufhin abgezockt und stellten rasch auf 32:20 (2.). Freyer nahm die Auszeit und sah kurz darauf den nächsten Dreier von Landis und einen feinen Nahdistanzwurf nach Fakeshot von Mahir Agva. Dennoch: ALBA hielt den Abstand noch konstant zweistellig (39:27, 14.). David Bell läutete dann aber nochmal eine starke 46ers-Phase ein, traf zwei Körbe für 5 Punkte; Landis ergänzte zum 39:33 (15.). In der Folge blieben die Angriffe der 46ers aber zunächst ohne zählbare Abschlüsse. Berlin zog die Geschwindigkeit nochmal an und mit Tim Schneiders Distanzwürfen auf 48:35 davon (17.). Die 46ers, denen heute vor allem ihre gewohnte Dominanz unter dem Brett abging, fanden dann dank einer tollen Team-Chemie wieder besser ins Spiel. Brandon Thomas setzte sich unter dem Korb durch und holte wenig später von der Freiwurflinie die nächsten Zähler. Zuvor hatte der junge 46er Alen Pjanic mit einem Dunking Aufsehen erregt. Als dann auch Lischka per Dreipunktespiel wieder scorte (50:42, 18.), war klar, dass die Freyer-Truppe auch hier heute nicht aufgeben würde, bevor die Schlusssirene ertönen sollte. Maßgeblich für diese Einstellung standen in der Schlussphase der ersten Hälfte die „Rackelos“ Bjarne Kraushaar und Alen Pjanic, die gemeinsam für das 52:46 sorgten. Eine Sekunde vor der Halbzeitsirene kam dann der psychologisch wichtige Treffer von Lischka – Bjarne Kraushaar hatte dessen Dreier zum 54:49 perfekt vorbereitet.
Die zweite Hälfte begann mit einem starken Auftritt vom Berliner Stefan Peno, der trotz eines Dreiers von Larry Gordon wieder die doppelstellige Führung der Gastgeber herstellte (62:52; 23.). Erneut wechselte der Rhythmus aber zugunsten der 46ers: Larry Gordon mit dem nächsten Distanztreffer und dann David Bell mit ganz sicheren 8 Zählern hintereinander ließen die Gäste wieder jubeln (65:62, 25.). Und der Aufwärtstrend hielt an. Agva assistierte zu Kraushaars Dreier, Bell legte rasch für weitere drei Punkte nach. Die GIESSEN 46ers hatten erstmals ausgeglichen (68:68, 27.). Erst ALBA-Captain Niels Giffey brachte Berlin zurück in den Vorteil (75:70, 28.), woraufhin Freyer zur Auszeit rief. Max Landis und Bjarne Kraushaar, der heute mit insgesamt zehn Zählern sein bisher erfolgreichstes BBL-Spiel ablieferte, kamen und netzten direkt in einer Co-Produktion zum 75:72 ein (29.). Dennoch: Zum Ende des dritten Viertels blieb in der Hessen-Offensive zu viel auf der Strecke. ALBA konnte erneut deutlicher in Führung gehen, nicht zuletzt wegen des glänzend aufgelegten Luke Sikma, der auf dem besten Weg zum Triple-Double war. Der Favorit beendete den Abschnitt trotz weiterer Treffer der 46er Brandon Thomas und Benjamin Lischka mit 82:76.
Eine zähe erste Minute beider Teams im finalen Viertel fand im fünften persönlichen Foul von Lischka und den ersten Punkten für ALBA ihr Ende (84:76, 31.). Auch eine erneute Auszeit Ingo Freyers brachte keine echte Wende zugunsten der 46ers. Agva verwandelte seine Freiwürfe, Martin Hermannsson und Jonas Mattisseck hatten mit weiteren Heimkörben aus dem Spiel heraus aber die besseren Argumente (89:78, 33.). Larry Gordon von der Linie und Brandon Thomas per Layup nach Bell-Assist hielten die Minimalchance auf den Sieg aufrecht (91:82, 34.). Gordon baute sein Punktekonto aus der Halbdistanz weiter aus (91:84, 35.). Beide Seiten punkteten nun, die GIESSEN 46ers blieben aber im Hintertreffen – das Ziel hatte sich wieder auf 10 Punkte entfernt (99:89, 37.). Als Kraushaar 80 Sekunden vor dem Ende mit seinem Dreier nochmal auf sieben Zähler heranrückte (103:96) funkte die Hoffnung ein letztes Mal kurz auf. Am Ende stand jedoch ein verdienter 108:96-Erfolg des Gastgebers ALBA BERLIN über die GIESSEN 46ers.
Bereits am Sonntag um 18 Uhr in Ludwigsburg gegen die MHP RIESEN haben die 46ers aber die Chance, die aktuelle Niederlagenserie zu beenden und zurück in die Erfolgsspur zu gelangen, bevor am Tag nach Neujahr endlich das nächste Heimspiel gegen die Telekom Baskets aus Bonn auf sie wartet.
Ingo Freyer (Cheftrainer GIESSEN 46ers): „Glückwunsch an ALBA. Nicht nur zu diesem Sieg, sondern für eine tolle Saison. Das Team begeistert und es macht Spaß zuzugucken. Obwohl ALBA zurzeit so gut drauf ist, haben wir die Intensität und den Speed heute gut gematched. Trotz des Ausfalls von John Bryant, was ein herber Verlust für uns war, haben wir eine sehr gute Leistung abgeliefert. Wenn wir in einigen Momenten noch ein bisschen konzentrierter gewesen wären, hätten wir das Spiel vielleicht bis zum Schluss offen halten können. Es hat nicht ganz gereicht, aber Kompliment an meine Mannschaft.“
Alejandro Garcia Reneses (Cheftrainer ALBA BERLIN): „Wir dachten, dass Gießen heute mit John Bryant spielen würde, aber er hat nicht gespielt. Ohne ihn hat sein Team jedoch sehr gut gespielt. Es war ein etwas anderer Stil, aber sie haben es exzellent gemacht. Dadurch war es eine sehr schwierige Situation für uns und ich bin froh, dass wir das Spiel trotzdem gewonnen haben.“
ALBA BERLIN – GIESSEN 46ers 108:96 (54:49)
Viertelergebnisse: 27:18, 27:31, 28:27, 26:20
ALBA BERLIN: Joshiko Saibou (3 Punkte), Niels Giffey (9), Jonas Mattisseck (11), Tim Schneider (8), Martin Hermannsson (19), Franz Wagner (3), Rokas Giedraitis (7), Johannes Thiemann (8), Dennis Clifford (6), Landry Nnoko (6), Luke Sikma (12), Stefan Peno (16)
GIESSEN 46ers: Siyani Chambers (2), Bjarne Kraushaar (10, 5 Assists), Jeril Taylor, Mahir Agva (10, 7 Rebounds), Alen Pjanic (4), Max Landis (11), Tim Uhlemann, Benjamin Lischka (12), Larry Gordon (17), Brandon Thomas (12), David Bell (18, 5 Rebounds, 5 Assists), John Bryant
Zuschauer: 11.217
Nächstes Spiel: So., 30.12.2018, 18:00 Uhr: MHP RIESEN Ludwigsburg – GIESSEN 46ers