Dank eines überragenden Robin Benzing gewinnen die JobStairs GIESSEN 46ers den ProA-Gipfel gegen Hagen souverän mit 87:68
Der heimliche Star des Abends genoss erst einmal das Bad in der Menge und ließ seinen Trainer, der eine Ansprache an das gesamte Team richten wollte, erst einmal warten. Hier ein Selfie mit den Fans, da Autogramme auf mitgebrachte Spielzeugbälle. Hier das Bad in der Menge, da Abklatschen auf der Stehtribüne, die wieder einmal alles gegeben hatte. Und am Ende noch Küsschen für Ehefrau Katharina und Töchterchen Ainhoa, die sehnsüchtig dort warteten, wo die Spieler normalerweise in den Katakomben verschwinden.
Robin Benzing war, um den Namen der Gäste per Wortspiel zu benutzen, auferstanden wie Phoenix aus der Asche. Nach drei Spielen Zwangspause wegen einer komplizierten Verletzung des kleinen Fingers der linken Hand hatte der 35-Jährige seine JobStairs GIESSEN 46ers im Spitzenspiel der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA zu einem am Ende fast ein wenig zu hoch ausgefallenen 87:68 (44:38)-Erfolg über Phoenix Hagen geführt.
„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Dieser Erfolg war ein ganz wichtiger Schritt, um am Ende das Maximum zu erreichen“, packte der Ex-Internationale das in vornehm zurückhaltende Worte, was fast 3000 Besucher in der stimmungsvollen Osthalle dachten und seine Teamkollegen sich nicht auszusprechen trauten: Dass nämlich nach einer bisher famosen Rückrunde mit 13 Siegen aus 15 Partien Rang zwei und damit das Heimrecht im Playoff-Viertel- und Halbfinale zum Greifen nah ist.
25 Punkte, seine Saisonbestleistung, hatte der Powerforward zum Gelingen beigetragen, hatte zehn Fouls der Südwestfalen gezogen und alle seine 17 (!) Freiwürfe eiskalt versenkt. Dirk Nowitzki lässt grüßen …
„Er ist der beste Deutsche in der Liga, ich bin stolz, dass er sich dazu entschieden hat, seine große Karriere hier bei uns in Gießen zu beenden“, war sich sein väterlicher Freund „Frenki“ Ignjatovic nicht zu schade, den gebürtigen Südhessen in den hellsten Tönen zu loben. „Er kann sicher noch ein, zwei Jahre auf höchstem Niveau spielen.“ Dann vielleicht sogar wieder in der Bundesliga? „Egal, wie wir am Ende abschneiden“, ergänzte der Serbe, „wir haben schon jetzt zwei Siege mehr geholt als in der vergangenen Saison. Das macht mich sehr froh.“
Ob es am Ende für Rang zwei reichen wird, wollte Ignjatovic noch nicht kommentieren: „Wir haben noch zwei sehr schwere Spiele in Bochum und gegen Dresden vor der Brust. Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich gebetsmühlenartig wiederhole, dass in der ProA wirklich Jeder Jeden schlagen kann. Wir müssen also weiter wachsam sein.“
Was seine Jungs gegen den alten Rivalen Phoenix Hagen zu Beginn der Partie nicht waren. Mit 16:4 lagen die Gäste schon nach fünf Minuten in Front, was Ignjatovic mächtig wurmte. „Viele Fehler“, einen „verschlafenen Start“ und einen Regisseur Duane Wilson, der „überhaupt nicht im Spiel war“, hatte der 57-Jährige ebenso jedoch wie eine schnelle Aufholjagd der Seinen gesehen. Beim 29:26 (14.) hatten die 46ers per 10:0-Lauf wieder die Nase vorne. Und als Robin Benzing einen Dreier zur 44:38-Pausenführung einschweben ließ, lagen sich alle, die nicht in Phoenix-Gelb gekleidet waren, glückselig in den Armen.
„Hier regiert der MTV …“ sang die Osthalle, in der die Sitz- längst zu Stehplätzen geworden waren, als Duane Wilson mit 13 Punkten im dritten Abschnitt mächtig aufdrehte, nachdem er zuvor die Partie weitestgehend von einem Indoor-Bike aus hatte verfolgen müssen. „Nach der Pause haben wir in der Defense endlich so zugepackt, wie es sich in einem Spitzenspiel gehört“, kannte auch Big Man Stefan Fundic die Gründe des Erfolgs, schließlich hatten er und seine Nebenleute Hagen, das kurzfristig auf Brock Mackenzie verzichten musste, in Hälfte zwei nur noch 30 Punkte gestattet. „Gießen hat Tempo gemacht und uns in unseren Aktionen sehr verlangsamt“, gratulierte Gästetrainer Chris Harris den 46ers zu einem „verdienten Sieg“. Der am Samstagabend außer dem überragenden und bei den Osthallen-Fans längst akzeptierten Robin Benzing auch noch andere Väter hatte.
Beispielsweise TreVion Crews, der mit elf Punkten und vier Assists für Duane Wilson lange in die Bresche gesprungen war. Beispielsweise den vor Energie nur so sprudelnden Roland Nyama, der von der Dreierlinie hundertprozentig traf und obendrein auch noch sechs Abpralle einsammelte. Beispielsweise Stefan Fundic mit seinem neunten Double-Double dieser Saison. Und beispielsweise auch Dejan Kovacevic, der laut seines Coaches „von der Bank aus jene Energie lieferte, die wir so dringend benötigt haben.“
Als Duane Wilson und Roland Nyama den Schlussabschnitt mit Treffern von jenseits der 6,25-Meter-Linie eröffneten und die 46ers mit 69:57 (32.) in Front schossen, sangen die Fans in Richtung der gut 200 mitgereisten Hagener Anhänger „Ihr könnt nach Hause fahren …“ Roland Nyama abermals per Dreier zum 74:61 (34.) und per Alley-oop nach Pass von Duane Wilson zum 78:63 (35.) gehörte die Show fast alleine, ehe Robin Benzing und Roland Nyama die letzten sieben Zähler unisono von der Freiwurflinie aus besorgten.
Sie bedeuteten die i-Tüpfelchen auf einen Abend, den „Frenki“ Ignjatovic als Vorgeschmack für die anstehenden Playoff bezeichnete. „Alle, die heute Abend da waren, haben ihr Kommen nicht bereut.“ Wie auch die JobStairs GIESSEN 46ers nicht die Verpflichtung des heimlichen Stars des Abends, Robin Benzing.
Gießen: Wilson (16), Crews (11), Heyne, Herget, Fundic (12), Benzing (25), Maier (4), Figge (3), Kahl, Kovacevic, Nyama (12), Krajcovic (5).
Hagen: Nawrocki (2), Schneider (8), Kraushaar (14), McCall (8), McAllister (2), Neugebauer, Uhlemann (7), Bohannon (9), Krause (9), Boner (9).
5 gute 46ers-Zutaten
Zuschauer: 2914
Zuversicht: 25 Punkte von Robin Benzing
Zugriff: 12 Rebounds von Stefan Fundic
Zuarbeit: 5 Assists von Simon Krajcovic
Zukunft: Samstag, 20. April, 19 Uhr: VfL SparkassenStars Bochum – JobStairs GIESSEN 46ers
14.04.24