Wieder Schritt nach vorn machen

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Wenn sich die Basketball-Bundesligisten aus Bamberg und Gießen am Sonntag um 17 Uhr zum mittlerweile 104. Mal im deutschen Basketball-Oberhaus gegenüber stehen, sind die Rollen wie in den letzten Jahren klar verteilt. Der amtierende Deutsche Meister aus dem Frankenland geht als Favorit in die Partie, den 46ers aus Mittelhessen hingegen fällt in dem Traditionsduell die Außenseiterrolle zu. Seit der Saison 2004/2005, in der die Bamberger zum ersten Mal in ihrer langen Bundesligageschichte den Titel des deutschen Basketball-Meisters erringen konnten, hat das Gießener Team nur eine von zehn Partien gegen die Truppe von Head Coach Dirk Bauermann gewonnen. Immerhin, die Gesamtbilanz in den Bundesligaduellen seit dem ersten Aufeinandertreffen beider Mannschaften in der Saison 1970/1971 liest sich aus Sicht der 46ers immer noch positiv: 54 Gießener Erfolgen stehen 48 der Bamberger gegenüber, einmal trennte man sich unentschieden.

Der Fokus der aktuellen 46ers-Mannschaft wird am Sonntag in der voraussichtlich wieder mit annähernd 7000 Zuschauern gefüllten Bamberger JAKO Arena auf das Ziel gerichtet sein, bei den heimstarken Brose Baskets leistungsmäßig wieder einen Schritt nach vorne zu machen, nachdem am letzten Samstag bei der 80:89-Heimniederlage gegen die digibu Baskets aus Paderborn gegenüber der Vorstellung bei der vorangegangenen Begegnung in Oldenburg ein Rückschritt zu erkennen gewesen war. Vor allem, was das Defensivverhalten seiner Truppe anbelangt, möchte Cheftrainer Thorsten Leibenath in Bamberg den Beginn einer kontinuierlichen Leistungsverbesserung sehen. „Mit unserer Verteidigung können wir im bisherigen Saisonverlauf überhaupt nicht zufrieden sein. Hier müssen wir unbedingt Fortschritte machen, sowohl was die individuelle Qualität, den Gegenspieler im Eins-gegen-Eins zu halten, betrifft als auch die Teamqualität, beim Aushelfen frühzeitig und konsequenter zu agieren“, fordert der Head Coach, der am Mittwoch aus der Reha zurückkehrte, die er nach einer Anfang November bei ihm notwendig gewordenen Bandscheibenoperation hatte absolvieren müssen. Am Donnerstagabend leitete Leibenath erstmals wieder das Mannschaftstraining. Da er seinen Rücken derzeit aber noch nicht wieder voll belasten kann, war es am Freitagnachmittag noch fraglich, ob der 32-jährige Cheftrainer am Sonntag die Reise nach Franken mit antreten wird. Falls das nicht möglich ist, würde abermals Assistent Gerald Wasshuber das Coaching übernehmen.

Ob mit oder ohne Coach „T“, darauf, dass sie in Bamberg eine knüppelharte Defense der Gastgeber erwartet, wird die 46ers-Truppe bis zum Sonntag hinreichend eingestellt sein. Die Team-Defense der „Bauermänner“ war in den letzten Jahren Garant für die Bamberger Erfolge und scheint auch zu Beginn der Saison 2007/2008 exzellent zu funktionieren. In ihren bislang fünf BBL-Heimspielen haben die Brose Baskets maximal 59 Punkte des Gegners zugelassen, beim letzten Heimauftritt gegen Ludwigsburg wurden dem Gast gar nur 49 Punkte gestattet. Alle Spiele endeten mit Siegen des Euroleague-Teilnehmers, der seinen Kader vor der Saison unter anderem mit zwei deutschen Nationalspielern (Greene, Okulaja) und dem serbischen Forwardroutinier Predrag Suput verstärkt hat. Der 30-jährige Suput führt das Team augenblicklich mit 12,0 Punkten und 6,7 Rebounds pro Spiel in zwei Kategorien an. Der Vertrag mit dem vor der Saison verpflichteten NBA-erfahrenen Australier Luke Schenscher (2,16m) wurde Anfang November wieder aufgelöst, ein Nachfolger ist bislang noch nicht eingetroffen. Unter den Brettern kann der deutsche Nationaltrainer Bauermann mit Chris Ensminger und Darren Fenn aber immer noch auf zwei BBL-Spieler von gehobener Klasse zurückgreifen. Und auch hinter den beiden Center-Brocken wartet mit der großen deutschen Centerhoffnung Tim Ohlbrecht ein Spieler, der trotz seiner erst 19 Jahre schon in der Lage sein dürfte, dem Gießener Frontcourt Probleme zu bereiten. In der laufenden BBL-Spielzeit hat der 2,10m-Hüne im Schnitt rund 13 Minuten Einsatzzeit erhalten.

Die Auftritte der Bamberger in der europäischen Königsklasse sind in dieser Saison bislang zwar erfolglos verlaufen, am Donnerstag war die Bauermann-Truppe beim türkischen Meister Fenerbahce Istanbul allerdings sehr nahe an einem Sieg dran. Darren Fenn hatte wenige Sekunden vor dem Ende aus dem Dreipunktbereich die Chance, sein Team in Führung zu bringen, sein Wurf verfehlte aber das Ziel. Das 77:79 bedeutete für die Brose Baskets die fünfte Niederlage im fünften Euroleague-Spiel. In der BBL-Saison gingen die Oberfranken in neun Spielen zweimal als Verlierer vom Feld – in Braunschweig (64:65) und am letzten Samstag in Quakenbrück (69:73).

Die Tatsache, dass die GIESSEN 46ers bei aller defensiven Schwäche bislang mit im Schnitt 80 Punkten pro Partie auch zu den offensivstärksten Teams in der Liga zählen, macht aus mittelhessischer Sicht Mut, doch ausruhen darauf, dass „wir unsere Punkte wie in den bisherigen neun Spielen schon irgendwie machen werden“, dürften seine Mannen sich am Sonntag jedoch auf keinen Fall, mahnt Leibenath: „Bamberg versteht sich sehr gut darauf, die offensiven Qualitäten des Gegners zu unterbinden. Darauf müssen wir eingestellt sein, um dann mental und spielerisch reagieren zu können. Wir müssen damit rechnen, dass wir weniger freie Würfe als in den bisherigen Partien bekommen werden, müssen mit größtmöglicher Konsequenz in der Offensive agieren und uns von der harten Verteidigung des Gegners nicht einschüchtern lassen.“

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